Personal tools
Document Actions

Als die Welt zerbrach

wnr492071970.jpg 

Als die Welt zerbrach


von John Boyne

Roman

Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits hat der Roman mich gefesselt, andererseits war es von allem ein bisschen zu viel. Genauso ging es mir schon bei der Ankündigung dieser "Fortsetzung" des großartigen Buches "Der Junge im gestreiften Pyjama". Es war und ist ein wichtiger, einzigartiger Roman, eine Fortsetzung verbietet sich da eigentlich, v.a. nachdem der Protagonist einen unvermeidlichen Tod gestorben ist, es erzeugt Gänsehaut. Andererseits war ich auch darauf gespannt, wie der Autor die Geschichte der Familie weiterspinnt. Und so ist dieser Roman zu bewerten.

John Boyne ist ein großartiger Autor, deshalb gelingt es ihm auch so gut, Spannungsbögen aufzubauen und einen bis zum Schluss in seinen Bann zu ziehen. Das birgt die Gefahr in sich, wie z.B. hier in diesem Roman geschehen, manchmal über die Stränge zu schlagen. Als hätte die zentrale Frage von Schuld und Unschuld nicht ausgereicht, es kommen zum wirklichen tragischen Geschehen noch hinzu: eine grenzenlose Naivität der nach Frankreich geflüchteten Mittäterinnen, Zufälle, die unglaubwürdig erscheinen, dann in der Gegenwart der erzählten Zeit, ein Mann der seine Frau und seinen Sohn unterjocht und schlägt, Erben, die ihre Mütter aus Profitstreben möglichst schnell in ein Altersheim verfrachten wollen, Erpressung, Verschwörung und ein Todesfall... Langweilig wird der Roman nie!

Inhalt, Verlagsbeschreibung:

1946. Drei Jahre nach dem katastrophalen Ereignis, das ihre Familie zerriss, fliehen eine Mutter und ihre Tochter von Polen nach Paris. Blind vor Sorge und Schuldgefühlen ahnen sie nicht, wie schwer es ist, der Vergangenheit zu entkommen.

Fast achtzig Jahre später führt Gretel Fernsby in ihrem Londoner Villenviertel ein ruhiges Leben, Welten entfernt von der traumatischen Kindheit. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, hofft sie, dass die eingespielte Hausgemeinschaft nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Doch der neunjährige Henry weckt Erinnerungen, denen sie sich nicht stellen will. Gretel steht plötzlich vor der Wahl zwischen ihrer eigenen und Henrys Sicherheit. Gewinnt die Verantwortung, oder macht sie sich mitschuldig, wie damals? Wenn sie jetzt eingreift, riskiert sie, Geheimnisse preiszugeben, die sie ein Leben lang gehütet hat …

Psychologisch höchstpräzise erzählt John Boyne davon, wie sich eine nicht eingestandene Schuld zu einer zerstörerischen Kraft entwickelt, die mit jedem verstreichenden Lebensjahr schwerer wiegt.
 
„Der Roman, in dem mosaiksteinhaft ein Leben bilanziert wird, wandelt sich am Ende noch rasant zum Krimi.“ - rbb Kultur „Der Morgen“

Piper Verlag, 416 S., EUR 24.--

You are here: Home Romane nach Jahren Herbst 2022 Als die Welt zerbrach