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Herbst 2018

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Der Vogelgott


von Susanne Röckel

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2018. Momentan Longlist!
Ich würde ihn aber gerne auf der Shortlist sehen!
Ist geschehen!

Ein verwirrender, fast kafkaesk zu nennender Roman! Sowohl sprachlich als auch erzähltechnisch brilliant. Ein Buch und das ist sehr selten bei mir, dass ich unbedingt noch ein zweites Mal lesen muss!

Zum Inhalt:

Ich lehne mich da ganz an den Klappentext an, da ich nichts vorwegnehmen möchte. Der Lesegenuss würde ansonsten darunter leiden. Es geht um eine Familie, Vater, ein Ornithologe und Wissenschaftler, und seine drei erwachsenen Kinder, die auf unterschiedliche Weise von einem Mythos in den Bann gezogen werden, von ihm vereinnahmt werden, der letztlich über ihr Leben entscheidet.

Kommentar der Jury Deutscher Buchpreis 2018:

„Der Vogelgott“ ist ein verstörendes Buch: ein zeitgenössischer Schauerroman, ein später Nachfahr der schwarzen Romantik. Ein höheres Wesen im Federkleid, mehr Mythos als reale Gegenwart, verbreitet in ihm Furcht und Schrecken, vor allem bei denen, die ihm nahe kommen wollen. Drei neugierige Geschwister aus einer vogelkundlich interessierten Familie treibt es auf verschiedenen Kontinenten geradewegs in den Wahnsinn. Was steckt dahinter? Susanne Röckel denkt nicht daran, Geheimnisse preiszugeben. Umso stärker wirkt die beklemmende Atmosphäre nach.
Fantastische, mystische Geschichte die einen obwohl oder weil sie so düster, verwirrend, verstörend ist so mit einem leisen Schaudern zurücklässt.

Verlag Jung und Jung, 267 S., EUR 22.--

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Alle, außer mir


von Francesca Melandri
Ein schonungsloses Porträt der Kolonialgeschichte Italiens im 20. Jahrhundert. Mehr als ein Familienroman!

Verlagstext:
Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Die vierzigjährige Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wohl mit »ja« beantwortet, und auch ihre Angehörigen glaubte sie zu kennen – bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters … Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben.

Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Und sie holt die bisher verdrängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Literatur: die Verbindungen Italiens nach Äthiopien und Eritrea bis hin zu den gegenwärtigen politischen Konflikten verknüpft Melandri mit dem Schicksal der heutigen Geflüchteten – und stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was bedeutet es, zufällig im "richtigen" Land geboren zu sein, und wie entstehen Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit?
Wagenbach, Quartbuch, 608 S., gebunden EUR 26.-

von derselben Autorin:

  • Eva schläft
  • Über Meereshöhe

Vita:
Francesca Melandri, geboren in Rom, hat sich in Italien zunächst als Autorin von Drehbüchern wichtiger Kino- und Fernsehfilme einen Namen gemacht (u. a. "Prinzessin Fantaghirò"). Mit ihrem ersten Roman "Eva schläft" wurde sie auch einem breiten deutschsprachigen Lesepublikum bekannt. Ihr zweiter Roman "Über Meereshöhe" wurde von der italienischen Kritik als Meisterwerk gefeiert. Ihr drittes Buch "Alle, außer mir" wurde für den Premio Strega nominiert.

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Mittagsstunde


von Dörte Hansen

Nach "Das alte Land" endlich - der neue Roman von Dörte Hansen!

Verlagstext: (weiteres zum Titel demnächst hier)

Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.


Penguin, Hardcover, 320 S., EUR 22.--

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Kriegslicht


von Michael Ondaatje

Mit seinem Roman "Der englische Patient" für den Michael Ondaatje den Booker-Preis erhielt, und der auch genial verfilmt wurde, wurde er weltberühmt. Nach langer Zeit hat er jetzt wieder einen Roman veröffentlicht der viel verspricht und fast genauso viel hält.


Klappentext:

Es ist 1945. England erholt sich von schweren Kriegsjahren, als der vierzehnjährige Nathaniel zusammen mit seiner Schwester Racel von den Eltern in London zurückgelassen wird, in der Obhut einer mysteriösen Figur namens "Der Falter". Die Kinder vermuten, dass er ein Schmuggler und Ganove ist, ihr Misstrauen schwindet jedoch, als sie seine exzentrischen Freunde kennenlernen, die sich fürsorglich um sie kümmern. Doch wer sind diese Menschen wirklich? Und was hat es zu bedeuten, dass die Mutter von Nathaniel und Rachel nach langem Schweigen ohne den Vater zurückkehrt? Meine Sünden sind vielfältig, wiederholt sie, mehr gibt sie nicht preis. Zwölf Jahre später ...beginnt Nathaniel anhand von Fakten, Frakgmenten und Hypothesen all das aufzuspüren, was er in jener Zeit nicht verstehen konnnte.

Aber es ist nicht der Plot der hier im Vordergrund steht, sondern es ist die Genialität des Erzählens des Autors, durch das dieser Roman besticht.

Hanser Literaturverlag, 319 S., gebunden, EUR 24.--

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Fräulein Nettes kurzer Sommer


von  Karen Duve


Historischer lakonischer wie gnadenlos sezierender Roman über die junge Dichterin Annette von Droste-Hülshoff und die Welt der letzten Romantiker, die deutsche Märchen sammelten, während die gute alte Ordnung um sie herum zerfiel. Das Porträt einer jungen Frau in einer Welt, in der nichts so blieb, wie es war. in der nichts so blieb, wie es war.

Fräulein Nette ist eine Nervensäge! Dreiundzwanzig Jahre alt, heftig, störrisch und vorlaut, ist sie das schwarze Schaf, das nicht in die Herde ihrer adligen Verwandten passen will. Während ihre Tanten und Cousinen brav am Kamin sitzen und sticken, zieht sie mit einem Berghammer bewaffnet in die Mergelgruben, um nach Mineralien zu stöbern. Die Säume ihrer Kleider sind im Grunde immer verschmutzt! Das Schlimmste aber ist ihre scharfe Zunge. Wenn die Künstlerfreunde ihres Onkels August nach Bökerhof kommen, über Kunst und Politik sprechen, mischt sie sich ungefragt ein. Wilhelm Grimm bekommt bereits Panik, wenn er sie nur sieht.

Ein Enfant terrible ist sie, wohl aber nicht für alle. Heinrich Straube, genialischer Mittelpunkt der Göttinger Poetengilde, fühlt sich jedenfalls sehr hingezogen zu der Nichte seines besten Freundes. Seine Annäherungsversuche im Treibhaus der Familie bleiben durchaus nicht unerwidert. Allerdings ist er nicht der einzige. Was folgt ist eine Liebeskatastrophe mit familiärem Flächenbrand.

Ein Roman über eine unterschätzte Dichterin, mit vielen Facetten die sehr genau und gut recherchiert ein Gemälde der Zeit malt.
Galiani-Berlin, 592 Seiten, gebunden mit SU, EUR 25.-

Über die Autorin:
Karen Duve, 1961 in Hamburg geboren, lebt in der Märkischen Schweiz. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihre Romane »Regenroman« (1999), »Dies ist kein Liebeslied« (2005), »Die entführte Prinzessin« (2005), »Taxi« (2008) und »Macht« (2016) waren Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2011 erschien ihr Selbstversuch »Anständig essen«, 2014 die Streitschrift »Warum die Sache schiefgeht«. Die Verfilmung ihres Romans »Taxi« kam im Sommer 2015 ins Kino.

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Das Feld


von  Robert Seethaler

Viele Rückblicke auf vergangene Leben von den Protagonisten selbst! Da dachte ich am Anfang, nein soviel Destruktives kann ich nicht lesen. Doch weitgefehlt. Natürlich erzählen hier Menschen, die nicht mehr leben, auch junge Menschen, auch Menschen die unsanft ums Leben kamen, schließlich geht es hier um den letzten Ruheort "Das Feld". Aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen. Der Autor Robert Seethaler verblüfft erneut dadurch wie er dieses Buch durchkomponiert hat. Alle Lebensläufe sind miteinander verknüpft, je weiter man liest, desto mehr nimmt einen das Buch gefangen.

Verlagsbeschreibung:

Was bleibt von einem Leben? Eine Geschichte oder die Erinnerung an einen Moment, an ein bestimmtes Gefühl? Nach „Ein ganzes Leben" der neue Roman von Robert Seethaler.
Wenn die Toten auf ihr Leben zurückblicken könnten, wovon würden sie erzählen? Einer wurde geboren, verfiel dem Glücksspiel und starb. Ein anderer hat nun endlich verstanden, in welchem Moment sich sein Leben entschied. Eine erinnert sich daran, dass ihr Mann ein Leben lang ihre Hand in seiner gehalten hat. Eine andere hatte siebenundsechzig Männer, doch nur einen hat sie geliebt. Und einer dachte: Man müsste mal raus hier. Doch dann blieb er. In Robert Seethalers neuem Roman geht es um das, was sich nicht fassen lässt. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem Bild menschlicher Koexistenz.

Unbedingt lesen!

Hanser, 240 S., fester Einband, EUR 22.-

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Cyril Avery


von John Boyne


Den Autor kennt man von "Der Junge im gestreiften Pyama" und ähnlichen Büchern über die Erlebnisse von Kindern während des 2. Weltkrieges, meist geht es um das Schickals jüdischer Kinder oder Kindern auf der Flucht, oder auch um Kinder zwischen den Fronten. Die Bücher sind vor allem für Jugendliche gut lesbare fiktive Zeitgeschichte, sehr eindrucksvoll geschrieben.

Doch der Autor ist sehr vielseitig. Er ist Autor von Geistergeschichten, spannenden Abenteuerromanen, aber auch von zeit- und sozialkritischen Romanen, wie dem vorliegenden. Wobei dieses Werk wohl die schonungsloseste Auseinandersetzung des Autors mit seiner (katholischen) Heimat Irland ist, mit der Doppelmoral der Kirche vor allem hinsichtlich von Sexualität.

Inhalt:

Seit seiner Geburt steht Cyril Averys Leben unter einem ungünstigen Stern. Als uneheliches Kind hat er nämlich keinen Platz in der konservativen irischen Gesellschaft der 1940er Jahre. Ein exzentrisches Dubliner Ehepaar nimmt ihn in die Familie auf, doch auch dort findet er nicht das Zuhause, nach dem er sich sehnt. In dem katholischen Jungeninternat, auf das sie ihn schicken, lernt er schließlich Julian Woodbead kennen und schließt innige Freundschaft mit ihm. Bis er mehr für den rebellischen Lebemann zu empfinden beginnt und auch dieser Halt für ihn verloren geht. Einsam und verzweifelt verlässt Cyril letztendlich das Land – ohne zu wissen, dass diese Reise über Amsterdam und New York ihn an den Ort führt, nach dem er immer gesucht hat: Heimat. Doch auch New York ist zu dieser Zeit (80erJahre) ein schwieriger Ort für Homosexuelle (AIDS).

Parallel zu Cyril Averys Leben erzählt der Autor die Geschichte einer Frau: von Ihrer Jugend im Dorf, ihrer Vertreibung weil unverheiratet schwanger, ihrer Suche nach einem Platz in der Gesellschaft als alleinstehende arbeitende Frau. Immer wieder kreuzen sich die Wege von ihr und Cyril Avery. Dadurch kann man die Zeit vor Averys Geburt und auch die Geschichte aus der Perspektive einer älteren Frau noch intensver erleben. Das diese mehr als zufällig ist, dürfte klar sein.

Insgesamt war ich angetan vom Wechsel zwischen Tragik und Komik im Leben des Helden, aber die Bitternis über die Zustände in Irland, wo nur durch eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (und das 1993!) das Verbot von Homosexualität in Irland als Verstoß gegen Artikel 8 der Menschenrechtskonvention aufgehoben werden mußte, überwiegte doch bei der Lektüre. Auch Anhängern der katholischen Kirche wird, aber da ist man zur Zeit ja auch einiges gewohnt, das eine oder andere bitter aufstossen. Und auch die Beschreibung der Angst, der Homophobie in den 80erJahren in New York, aufgrund von AIDS, war nicht einfach zu verdauen. John Boyne hat auch viel Autobiografisches einfliessen lassen. V.a. der schwierige Prozess des Outings von Cyril nimmt einen großen Raum im Roman ein, verständlich, war mir dann aber doch zu viel.

Piper Verlag, 736 S., fester Einband, EUR 26,00

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Die Frau, die liebte

 

von Janet Lewis

Ein schmales Buch, doch der Umfang täuscht!

Die Autorin, Janet Lewis, hat von 1899-1998 gelebt. Dem Roman (im Original "The wife of Martin Guerre") liegt eine wahre historische Begebenheit zugrunde, die sich Mitte des 16. Jahrhunderts zugetragen hat. Die Autorin ist nicht die einzige, die sich dieses historischen Stoffes bedient hat. Die bekannteste Verarbeitung des Stoffes ist die Verfilmung "Sommersby" auch wenn dort die Handlung in die USA und die Zeit des Bürgerkrieges dort verlegt wurde.

Im Roman fasziniert, wie sich die Janet Lewis in die (katholische) Denkweise der Protagonistin hineinversetzt. Dass die Pflicht Rechenschaft vor Gott ablegen zu müssen über das Tund und das Leben entscheidet wider des eigenen Gefühls und der Eigenverantwortung für das eigene Glück und das Leben....

Mit einem Nachwort von Judith Hermann

dtv, Edition Kopfkino, 133 S., gebunden , EUR 18.-

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Der Zopf


von Laetitia Colombani

"Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente - dieselbe Sehnsucht nach Freiheit -" Wen diese Titelunterschrift lockt, dem bzw. der wird dieser Roman gefallen.

Für mich war alles von Anfang an zu inszeniert, zu vorhersehbar, eher als Vorlage für einen Film - dann könnte den Charakteren auch mehr Raum für Tiefe und Glaubwürdigkeit einräumen. Der Plot ist nicht schlecht, aber mit den gennanten Einschränkungen. Wie ich jetzt gelesen habe, sind tatsächlich die Filmrechte schon vergeben!

Zum Inhalt:

Drei Frauen, drei Länder, drei sehr unterschiedliche Frauenschicksale. Smita lebt in Indien, sie gehört der rechtlosen Kaste der Unberührbaren an. Giulis let in Sizilien, sie ist Tochter eines Fabrikanten (Perücken). Sarah ist erfolgreiche Anwältin und Partnerin einer großen Kanzlei in Montreal. Die drei unterschiedlichen Biografien haben einen gemeinsamen, vorhersehbaren Berührungspunkt.
Trotz meiner Kritik als "mittel"anspruchsvolle Frauenliteratur durchaus möglich. Schönes Cover! Oder auf Film warten.

S. Fischerverlage, 283 S., gebunden EUR 20.-

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Ein unvergänglicher Sommer


von Isabel Allende

Unterhaltsam. Eine sich langsam entwickelnde Geschichte mit vielen Höhepunkten und Rückblenden in das schicksalshafte Leben der Protagonistinnen in Guatamala bzw. Chile. Mit Liebesgeschichte, Überraschenden Wenden und politischem Hintergrund. Eben eine Isabel Allende

Inhalt:
Drei grundverschiedene Menschen in New York finden durch einen Unfall zusammen. Richard der gediegene Professor der nur schwer mit seiner Vergangenheit leben kann. Evelyn, die aus Guatemala fliehen mußte und illegal in New York lebt und arbeitet und Lucia, die auch eine sehr schmerzhafte Vergangenheit in Chile hatte, müssen in einer schwierigen, teils skurrilen Angelegenheit gemeinsam eine Lösung finden. Dabei kommen sich vor allem Richard und Lucia näher. Die Geschichte besteht aus vier Erzählsträngen, den Vorgeschichten / Biografien aller drei Protagonisten als Rückblende erzählt und die Gegenwart als Roadnovel, der Reise der drei um sich ihres Problemes entledigen zu können.

Gute Unterhaltung. Bietet Einblicke in die politische Geschichte von Revolution und Gegenrevolution, Gewalt und Terror in Lateinamerika der 70er bis 90er Jahren.

Suhrkamp, 348 S., EUR 24.-

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Heimkehr nach Fukushima

 

von Adolf Muschg


Nominiert für den Deutschen Buchpreis. Longlist.


Verlagstext:

"Der Architekt Paul Neuhaus, frisch verlassen, erhält eine Einladung von seinen alten Freunden Ken-Ichi und Mitsuko. Der Bürgermeister eines Dorfes nahe beim Unglücksmeiler von Fukushima, Mitsukos Onkel, bittet Neuhaus, ihn zu besuchen. Die Gegend ist verstrahlt, die Dörfer sind verlassen, die kontaminierte Erde ist abgetragen. Die Regierung wünscht die Rückbesiedlung, aber die Menschen haben Angst.

Der Bürgermeister will Neuhaus für eine Künstlerkolonie gewinnen – in der verstrahlten Zone –, um neue Hoffnung zu wecken. Neuhaus reist mit Mitsuko an und sie geraten in eine unentrinnbar intensive Nähe zueinander. Ist in der schönen, verseuchten Landschaft Fukushimas eine Zukunft möglich wie auch in der Liebe zwischen Paul und Mitsuko? Sie beide begleitet die Lektüre Adalbert Stifters. So wie dort die geheimnisvolle Kette von Ursache und Wirkung die Bereiche des Lebens gleichermaßen verknüpft, so stellt die unheilvolle Kettenreaktion im Atommeiler in Fukushima nicht nur die Japaner vor die Frage, was diese Katastrophe über uns alle sagt. Sind wir im Zentrum der Gefahr nicht näher an unserer Wahrheit und an der unserer Gegenwart?"

Bietet durch die sehr reduzierte Sprache und eigentlich auch der flachen Handlung Raum für Interpretationen. Die eingestreuten literarischen Zitate aus dem Werk Adalbert Stifters bestätigen diesen Eindruck.

Trotzdem oder deswegen, mir hat es gefallen.

C.H. Beck, 244 S., EUR 22.-

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Die Frau, die liebte

 

von Janet Lewis

Ein schmales Buch, doch der Umfang täuscht!

Die Autorin, Janet Lewis, hat von 1899-1998 gelebt. Dem Roman (im Original "The wife of Martin Guerre") liegt eine wahre historische Begebenheit zugrunde, die sich Mitte des 16. Jahrhunderts zugetragen hat. Die Autorin ist nicht die einzige, die sich dieses historischen Stoffes bedient hat. Die bekannteste Verarbeitung des Stoffes ist die Verfilmung "Sommersby" auch wenn dort die Handlung in die USA und die Zeit des Bürgerkrieges dort verlegt wurde.

Im Roman fasziniert, wie sich die Janet Lewis in die (katholische) Denkweise der Protagonistin hineinversetzt. Dass die Pflicht Rechenschaft vor Gott ablegen zu müssen über das Tund und das Leben entscheidet wider des eigenen Gefühls und der Eigenverantwortung für das eigene Glück und das Leben....

Mit einem Nachwort von Judith Hermann

dtv, Edition Kopfkino, 133 S., gebunden , EUR 18.-

   
   
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