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Literatur

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Ein wenig Leben


von Hanya Yanagihara


Ein Buch, das “dich verrückt machen, verschlingen und von deinem Leben Besitz ergreifen kann”. Das schrieb der New Yorker über Hanya Yanagiharas Roman “Ein wenig Leben”. Doch warum hat dieses Buch eine so außergewöhnliche Wirkung? Man kann es nicht richtig beschreiben. Auch mich hat es in den Bann gezogen. Vielleicht liegt die Wirkung darin, dass es "nur" um die Gefühle der Protagonisten geht. Während es bei dem Großteil von Gegenwartsromanen darum geht ein Ereignis eine Epoche in den Focus zu rücken um dann auszuarbeiten wie Menschen darauf reagieren, wie sie sich verändern... ist hier der Mensch als solches im Mittelpunkt, wa ser denkt, was er fühlt, wie er mit anderen Menschen umgeht und:  das ist das anstrengende an dem Buch:  worunter er leidet, namentlich in der Person von Jude.

Zum Inhalt:
“Ein wenig Leben” handelt von der Jahrzehnte währenden Freundschaft zwischen vier Männern. Sie waren Zimmerkameraden am College und sind nach dem Studium nach New York gezogen, um dort ihre beruflichen Karrieren zu beginnen. Der gutaussehende und sanfte Willem Ragnarsson wuchs auf einer Farm in Wyoming in kargen Verhältnissen auf, jetzt kellnert er und träumt von Engagements als Schauspieler. Jean-Baptiste “JB” Marion, der geliebte Sohn von Einwanderern aus Haiti, strebt eine Künstlerkarriere an. Doch vorerst arbeitet er an der Rezeption einer angesagten Kunstzeitschrift und hofft darauf, entdeckt zu werden. Malcolm Irvine stammt aus wohlhabendem Elternhaus und leidet unter den Erwartungen seines Vaters, eines erfolgreichen afroamerikanischen Juristen. Die charismatische Figur im Zentrum des Buches aber ist der brillante und empathische Jude St. Francis, von dessen Leben seine Freunde so gut wie nichts wissen – weder davon, wo er herkommt, noch von seiner sexuellen Identität oder von der Geschichte seiner körperlichen Versehrtheit und der Schmerzen, von denen er immer wieder geplagt wird. Auch für uns als Leser erschließt sich das Geheimnis von Judes Leben nur sehr langsam; irgendwann erfahren wir, dass er als Findelkind bei Mönchen in einem Kloster aufwuchs, doch das ist nur der Anfang einer Geschichte, die so atemberaubend ist, dass man manche Passagen immer wieder lesen möchte und vor anderen zurückschreckt, weil man die Nähe einer schmerzhaften Wahrheit spürt.
Was als atmosphärisch dichter New-York-Roman beginnt, entwickelt sich nach und nach zu etwas Größerem und zugleich Riskanterem. Hanya Yanagihara bricht mit den Erwartungen, die wir an einen Gegenwartsroman herantragen. Sie zieht uns den Boden des Vertrauten unter den Füßen weg und tief hinein in eine wahrhaft erschütternde und zugleich fast unwirklich schöne Geschichte, die man mit derselben Unbedingtheit und Versunkenheit liest, mit der man als Kind gelesen hat.

"Ein wenig Leben ist ein rauschhaftes, mit kaum fasslicher Dringlichkeit erzähltes Epos über Trauma, menschliche Güte und Freundschaft als wahre Liebe. Es begibt sich an die dunkelsten Orte, an die Literatur sich wagen kann, und bricht dabei immer wieder zum hellen Licht durch."  Karsten Kredel Verlagsleiter Hanser Berlin

Hanser, 960 Seiten. Gebunden mit besonderer Ausstattung EUR 28.-

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Der Club

 

von Takis Würger

 

Was für eine literarische Leistung!!! Der Roman der Saison!!!

Wie schafft man es auf so reduziertem Raum - der Roman hat gerade mal 240 S., so intensiv, detailliert auf den Punkt zu erzählen, noch dazu aus verschiedenen Perspektiven. Einfach nur genial! Besonders hervorzuheben ist sein, eigentlich typisch englischer Humor, wie ich ihn nur in den besten Romanen von Ian McEwan bisher erlebt habe. Kurz, prägnant witzig und böse. Da merkt man doch, dass der Autor einige Zeit in England studiert und gelebt hat.

Genauso stark wie die Art seines Schreibens, ist die Handlung seines Romans. Auch wenn uns die beschriebene Welt der Eliteclubs in den ehrwürdigen Universitätsstädten Englands fern ist schafft es der Autor einen ganz in das Geschehen mithineinzuziehen, bzw. gerade das ist seine Kunst.

Zur Handlung:

Die Hauptperson Hans Stichler lebt mit den Eltern zurückgezogen in einem Haus im Wald. Als beide in Ausübung ihres Amtes als fürsorgendes Elternteil sterben, kommt Hans zuerst in einem Kloster unter, dann vermittelt ihm seine einzige Verwandte, eine Halbschwester seiner Mutter ein Stipendium für die Universität in Cambridge. Als Gegenleistung soll er sich dort in den legendären Pitt Club einschleichen um ein Verbrechen aufzuklären. Schon bald befindet er sich in einem Spinnennetz von Lügen und Intrigen, der Alt- und Neureichen, der Arroganten und Traditionalisten.

Absolut interessant zu lesen. Ein ganz kleiner Minuspunkt: Obwohl es sich schon sehr früh andeutet, worum es sich bei dem aufzuklärenden Verbrechen handelt, ist man doch, aufgrund der hohen Erwartungen an den Erzähler fast enttäuscht darüber, dass man nicht noch überrascht wird. Das Ende ist dann doch vorhersehbar.

Kein & Aber, 224 S., EUR 22.-

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Kraft


von Jonas Lüscher


Verlagstext
Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford University, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz’ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen …
Komisch, furios und böse erzählt Jonas Lüscher in diesem klugen Roman von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht, und einer zu jedem Tabubruch bereiten Machtelite, die scheinbar nichts und niemand aufhalten kann.
C.H. Beck, 237 S., gebunden EUR 19,95
SWR Bestenliste März 2017: Platz 3
SWR Bestenliste Februar 2017: Platz 1

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Trutz


von Christoph Hein

Von Literaturkritikern, z.B. Denis Scheck in Druckfrisch schon sehr gelobt worden. Erscheint 25.03. danach Rezension hier.

Verlagstext:

»In diesen Roman geriet ich aus Versehen oder vielmehr durch eine Bequemlichkeit.« Dieser Satz eröffnet eine Recherche, über das Leben zweier Familien während des vergangenen Jahrhunderts.

Ein Roman also des 20. Jahrhunderts, der des Schriftstellers Rainer Trutz und der von Waldemar Gejm, einem Professor für Mathematik und Linguistik an der Lomonossow-Universität, der seit Jahren ein neues Forschungsgebiet entwickelt: die Mnemotechnik, die Lehre von Ursprung und Funktion der Erinnerung.

Die partei-offizielle Gedächtnissteuerung staatlicher Stellen wird Trutz wie Gejm in den darauffolgenden Jahren zum Verhängnis: Der Deutsche wird in einem sowjetischen Arbeitslager erschlagen. Die Umschwünge der Politik des Genossen Stalin führen im Falle Gejm zur Deportation mit anschließendem Tod.

Nur die beiden Söhne, Maykl Trutz und Rem Gejm, überleben und begegnen sich Jahrzehnte später zeigt sich die Ironie der Geschichte und die ihres Lebens: Das Jahrhundert, das auf ein nicht-staatlich bevormundetes Gedächtnis angewiesen wäre, arbeitet unerlässlich daran, das Gedächtnis auszulöschen.
In seiner objektiven und zugleich einfühlenden Chronik der Lebensläufe zweier Familien bündelt Christoph Hein, die vergebliche Hoffnung auf eine Existenz jenseits von Elend und Sklaverei. Und so ist ihm ein Jahrhundertroman im zweifachen Sinn gelungen: ein Jahrhundert umgreifend, ein Jahrhundert widerspiegelnd, ein Jahrhundert verstehbar zu machen und nachzuerleben.

Suhrkamp, 477 S., EUR 25,00

Ich fand auch den letzten Roman von Christoph Hein sehr lesenswert. Dieser ist gerade als Taschenbuch erschienen : "Glückskind  mit Vater"

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Der Lärm der Zeit


von  Julian Barnes

Roman über Dmitri Schostakowitsch

Verlagstext:
Im Mai 1937 wartet ein Mann jede Nacht neben dem Fahrstuhl seiner Leningrader Wohnung darauf, dass Stalins Schergen kommen und ihn abholen. Der Mann ist der Komponist Schostakowitsch, und er wartet am Lift, um seiner Familie den Anblick seiner Verhaftung zu ersparen.

Die Gunst der Mächtigen zu erlangen, hat zwei Seiten: Stalin, der sich plötzlich für seine Musik zu interessieren scheint, verlässt noch in der Pause die Aufführung seiner Oper »Lady Macbeth von Mzensk«. Fortan ist Schostakowitsch ein zum Abschuss freigegebener Mann. Durch Glück entgeht er der Säuberung, doch was bedeutet es für einen Künstler, keine Entscheidung frei treffen zu können? In welchem Verhältnis stehen Kunst und Unterdrückung, Diktatur und Kreativität zueinander, und ist es verwerflich, wenn man sich der Macht beugt, um künstlerisch arbeiten zu können?

Im neuen Roman von Julian Barnes wird das von Repressionen geprägte Leben von Schostakowitsch in meisterhafter Knappheit dargestellt – ein großartiger Künstlerroman, der die Frage der Integrität stellt und traurige Aktualität genießt.

Kiepenheuer&Witsch, 256 S. gebunden mit SU, EUR 20.-

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Von allen guten Geistern


von Andreas Kollender


Eine fiktive Geschichte  beruhend auf einer reelen historischen Person:  Dem Psychiater Ludwig Meyer. Ludwig Meyer wurde 1827 geboren und studierte in den vierziger Jahren in Bonn. Dort erlebte er die 1848er-Revolution aktiv mit, wurde aufgrund dessen von der Universität verwiesen und konnte erst später seine Studien fortsetzen. In Deutschland war er einer der Kämpfer für eine Anerkunng der Psychiatrie als medizinische Wissenschaft und für ene Anerkennung neurologischer Krankheit als Ursache von psychischen Störungen. Er setzte sich zusammen mit Wilhelm Griesinger dafür en, die ehemals gefängnisartigen Verwahranstalten zu psychiatrischen Polikiniken mit naturwissenschaftlichen Ansätzen umzuwandeln. Gleichzeitig war es sein Verdienst dass Forschung und Lehre gleichzeitig Einzug hielten.

Der Autor packt dies alles in eine Erzählung die in der Kindheit von Ludwig beginnt. Er muss tatenlos zusehen wie seine Mutter wegen hysterischer Anfälle weggesperrt wird. Schon da wird sein Interesse an der Psyche des Menschen - "wo die wohl steckt im Gehirn" - geweckt, das ihn auch im späteren Medizinstudium nicht verläßt. Ausgelacht und nicht für Ernst genommen geht er seinen Weg.
Doch auch in seinem Leben geht es turbulent zu, auch er war ein Mensch mit allzu menschlichen Schwächen, in Persona die Schauspielerin Fanny Nielsen betreffend. Ihr erzählt er dann auch die Geschichte vom Verkauf der Zwangsjacken, die den Autor nach eigenen Worten zur Geschichte inspiriert haben.: "Im Sommer 1864 verkaufte ein Mann Zwangsjacken. Es war heiß auf dem Marktplatz am Heiligengeistfeld vor den Toren Hamburgs. Die Menschen bestaunten seine seltsame Ware. Der Mann kam aus der Heil- und Irrenanstalt Friedrichsberg. Er war kein Patient. Er war der Leiter. Am Abend des Tages lachte der Mann Fanny Nielsen an und sagte, es sei keine einzige Jacke übrig geblieben. Nicht eine. Er habe den Zwang verkauft. Fanny Nielsen, einer Schauspielerin, gefiel diese Formulierung".

"Kollender gelingt es - mit notwendigem, aber nicht übertriebenem Zeit- und Lokalkolorit -, überzeitliche Fragen aufzuwerfen: Nach dem Umgang mit psychisch Erkrankten und geistig Behinderten, nach gesellschaftlichen Konventionen und individueller Freiheit. Bis heute ungeklärte Fragen. Ein starker Roman." Jürgen Deppe NDR


Pendragon, Klappenbroschur, 440 S., PB, Euro 17,00

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Dieser Volkszähler


von China Miéville

„Dieser Volkszähler“ ist ein Buch, das sich nicht in ein bestimmtes Genre oder Literaturgattung einordnen lässt. Es hat fantastische und postapokalyptische Züge, ist fast so kurz wie eine Novelle, aber es steckt mehr darin als in manchen 500 Seiten Romanen.

Das Werk spielt in einer Bergregion die sowohl im geografischen als auch in der Gesellschaftsordnung durch ein oben und unten gekennzeichnet ist. Was wirklich vorgeht ist merkwürdig uneindeutig.
Der Hauptprotagonist, ein Junge, lebt außerhalb eines kleinen Brückendorfes auf dem Berg. Seine Mutter kümmert sich um den Garten, sein Vater ist ein Schlüsselmacher, den die Leute aufsuchen, wenn sie sich etwas wünschen – besseres Wetter, gute Erträge oder den Tod eines Menschen. Er macht ihnen dann einen Schlüssel und sie werden nie wiederkommen. Doch gleich zu Beginn des Buchs passiert etwas anderes: Der Junge kommt verstört vom Berg heruntergelaufen und sagt, die Mutter hätte den Vater getötet, oder nein, der Vater hätte die Mutter getötet. Doch es gibt keine Beweise. Der Vater ist am Leben, die Mutter weg. Jetzt lebt der Junge beim Vater, die Mutter belibt verschwunden.
Die karge Sprache und Erzählung spiegeln die schroffe unwirtliche Berggegend wieder. Über die politische Lage erfährt man nur durch Andeutungen, Züge einer Diktatur, eines Überwachungsstaats schimmern durch, werden jedoch nicht explizit ausgeführt. Es wird von Fremden gesprochen, die ins Tal gekommen sind. Von "Volkszählern" die von Haus zu Haus ziehen... Es gibt eimatlose Kinder, die sich verstecken und bei denen der Junge Obdach findet, die ihm zur Flucht verhelfen wollen.
Doch letztendlich bleibt vieles oder alles der Interpretation des Lesers überlassen. Schon der Titel des Buches "Dieser Volkszähler" weist darauf hin. Wer ist er "dieser" Volkszähler. Auch nach Ende der Lekütre hat man keine Antwort auf diese Frage.
Ein interessantes Buch. Es wird polarisieren. Entweder man wird es mehrmals lesen,  oder man legt es genervt nach wenigen Seiten weg. Ich habe es nicht weggelegt.

Liebeskind, 176 S.,  18,00 EUR

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Evangelio


von Feridun Zaimoglu

Ein Luther-Roman

Verlagstext

Die Versuchungen des Bibelübersetzers
4. Mai 1521 bis 1. März 1522: Martin Luther hält sich auf der Wartburg auf. Gänzlich unfreiwillig, denn er ist auf Geheiß des Kurfürsten von Sachsen in Gewahrsam genommen worden. Dort sieht er sich größten Anfechtungen ausgesetzt, vollbringt aber auch sein größtes Werk: In nur zehn Wochen übersetzt er das Neue Testament ins Deutsche.

Feridun Zaimoglu begibt sich in die Zeit, auf die Burg und in die Kämpfe, die der Verdolmetscher auszufechten hat. Dazu bedient er sich eines Ich-Erzählers, der zwar eine erfundene Figur, aber äußerst faszinierend ist: Landsknecht Burkhard, ein ungeratener Kaufmannssohn, ist Martin Luther zum Schutze an die Seite gestellt. Seine Perspektive ist es, die den Blick auf das Leben, das Streben und die Qualen des Reformators eröffnet.
Burkhard selbst ist Katholik und Anhänger des alten Brauchs und sieht Luthers Wirken mit Sorge. Er will nicht abfallen, nicht mit der Sitte brechen und muss doch den, der dieses tut, schützen und bewahren. Ja, er muss Luther sogar begleiten, als dieser heimlich die Burg verlässt und sich bei Melanchthon in Wittenberg aufhält. Und er muss Luther beistehen, als ihn die sogenannte Teufelsbibel in schlimmste Teufelsvisionen stürzt.

Mit klingender Sprache, erstaunlichem Kenntnisreichtum und dramatischer Zuspitzung erzählt Feridun Zaimoglu von einem großen Deutschen, einer Zeit im Umbruch und der Macht und Ohnmacht des Glaubens.
Kiepenheuer&Witsch, 352 Seiten, gebunden mit SU, EUR 22.-

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4 3 2 1


von Paul Auster

Verlagstext:

Paul Auster, der bekannte amerikanische Bestsellerautor, legt in Gestalt eines Rätselspiels sein bisher umfangreichstes Werk und Opus magnum vor: die vierfach unterschiedlich erzählte Geschichte eines jungen Amerikaners in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts – ein Epos voll mit Politik, Zeitgeschichte, Liebe, Leidenschaft und dem wechselvollen Spiel des Zufalls.
'4 3 2 1' – das sind vier Variationen eines Lebens: Archibald Ferguson, von allen nur Archie genannt, wächst im Newark der fünfziger Jahre auf. "Was für ein interessanter Gedanke", sagt er sich als kleiner Junge, "sich vorzustellen, wie für ihn alles anders sein könnte, auch wenn er selbst immer derselbe bliebe. Ja, alles war möglich, und nur weil etwas auf eine bestimmte Weise geschah, hieß das noch lange nicht, dass es nicht auch auf eine andere Weise geschehen konnte."
Im Verein mit der höheren Macht einer von Paul Auster raffiniert dirigierten literarischen Vorsehung entspinnen sich nun vier unterschiedliche Versionen von Archies Leben: provinziell und bescheiden; kämpferisch, aber vom Unglück verfolgt; betroffen und besessen von den Ereignissen der Zeit; künstlerisch genial begabt und nach den Sternen greifend. Und alle vier sind vollgepackt mit Abenteuern, Liebe, Lebenskämpfen und den Schlägen eines unberechenbaren Schicksals …
'4 3 2 1' ist ein faszinierendes Gedankenspiel und ein Höhepunkt in Austers Schaffen. Seine großen Themen, das Streben nach Glück, die Rolle des Zufalls, Politik und Zeitgeschichte von Hiroshima bis Vietnam – alle sind hier versammelt und verdichtet in den hoffnungsvollen Lebenswegen eines jungen Mannes, der sein Glück in der Welt zu finden sucht.

Rowohlt, 1264 S., EUR 29,95

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Licht


von Anthony McCarten

Verlagstext:

"Licht" ist die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Männern, die sich treffen, um gemeinsam die Welt zu verändern. Der eine bringt mit seiner Erfindung weltweit Licht ins Dunkel, der andere ist ein Genie des Geldes. Doch während J. P. Morgan aus der Beziehung als reichster Mann der Welt hervorgeht, lässt sich der Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison, von der schillernden Welt seines Partners verführen und setzt nicht nur seine Erfindungskraft, sondern auch seine Liebe und sein Seelenheil aufs Spiel.


Diogenes, 368 S., Hardcover Leinen, EUR 24.--

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Die Fremde


von Stefan Hertmans

Ein historischer Roman über eine zeitlose Erfahrung: das Leben auf der Flucht. Ich hatte nur die Zeit kurz reinzulesen und mich hat der Schreibstil und die Art des Erzählens sofort fasziniert. Ich werde den Roman in Kürze bestimmt ganz lesen.

Klappentext:


Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. Als Stefan Hertmans erfährt, dass seine zweite Heimat, der Ort Monieux in Frankreich, vor tausend Jahren Schauplatz eines Pogroms durch die Kreuzritter war, begibt er sich auf Spurensuche. Unter den Überlebenden soll eine junge Frau christlicher Herkunft gewesen sein. Diese historisch verbürgte Figur lässt ihn nicht mehr los, er tastet sich erzählend an ihr Leben heran. Vigdis nennt er die Frau, die für die Liebe zum Sohn des Rabbi ihre Existenz aufs Spiel setzt und zu Hamutal wird, die alles verliert und ganz allein nach Jerusalem aufbricht. Mit seiner literarischen Rekonstruktion dieser Geschichte von Liebe, Gewalt und religiöser Verfolgung ist Hertmans ein gegenwärtiger Roman gelungen.

Hanser, 304 S., EUR 23.-

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Licht und Glut


von Jennifer Haigh

 

Verlagstext:

PEN/Hemingway-Preisträgerin Jennifer Haigh begeistert die internationale Presse mit ihrem neuen facettenreichen Roman – "Licht und Glut" ist ein großes amerikanisches Gesellschaftsepos in der Tradition von Richard Ford und Jonathan Franzen.


Bakerton im ländlichen Pennsylvania hat schon bessere Zeiten gesehen. Die einst blühende Region ist durch den Niedergang von Kohle und Stahl schwer gezeichnet. Ist es da Segen oder Fluch, dass ein Energiekonzern den verarmten Landbesitzern plötzlich das große Geld verspricht?
Naivität und Gier, Hysterie und blinder Aktivismus, Ehekrisen und unverhoffte neue Allianzen – der Erdgas-Boom bringt die kleine eingeschworene Gemeinschaft aus den Fugen.
Unbestechlich und mit großer Zuneigung zu ihren Figuren zeichnet Jennifer Haigh das Ringen ganz normaler Menschen um wirtschaftlichen Wohlstand und moralische Verantwortung – und gleichzeitig ein großartiges Porträt der amerikanischen Gesellschaft.

Droemer,  480 S., gebunden,  EUR 22,99 

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Das geträumte Land


von  Imbolo Mbue

Authentischer Debütroman einer jungen  Autorin, aufgewachsen in Kamerun, seit 10 Jahren in dem USA lebend. Ihre Erfahrungen als Immigrantin fließen in den Roman mit ein. War mir zu vorhersehbar.


Verlagstext:
Imbolo Mbues hochgelobtes Debüt erzählt die unvergessliche Geschichte zweier Familien unterschiedlicher Herkunft, die in New York kurz vor der Bankenkrise aufeinandertreffen. Die Lehman-Brothers-Pleite bringt nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Wertesystem gehörig durcheinander.

Jende Jonga hat es endlich geschafft, seine Frau und seinen kleinen Sohn aus Kamerun nach Amerika zu holen. Das Glück scheint komplett, als Jende den Job als Chauffeur von Clark Edwards, einem Manager der Lehmann Brothers Bank, ergattert. Und Mrs Edwards engagiert Jendes Frau sogar als Haus- und Kindermädchen in ihrem Sommerhaus in den Hamptons. Die beiden Familien könnten unterschiedlicher nicht sein und wollen doch dasselbe: ihren Kindern eine gute Zukunft bieten. Allerdings ist das Leben der Bankerfamilie längst nicht so perfekt und glamourös, wie es zunächst scheint. Als Lehman Brothers pleitegeht, ist die Fassade nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Die Jongas versuchen verzweifelt, Jendes Job zu retten – auch um den Preis ihrer Ehe. Das Leben der beiden Paare wird dramatisch auf den Kopf gestellt und Jende sieht sich gezwungen, eine unmögliche Entscheidung zu treffen.

Kiepenheuer&Witsch, 432 S., gebunden, EUR 22.-

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Die große Heimkehr


von  Anna Kim


Schauplatz Korea. Von 1960 bis heute. Spinogaeroman mit politischen und historischen Bezügen.

Verlagstext
Seoul, im April 1960. Johnny Kim, seine Geliebte Eve Moon und sein bester Freund aus Kindertagen Yunho Kang sind auf der Flucht vor der berüchtigten Nordwest-Jugend, einer antikommunistischen, paramilitärischen Schlägertruppe im Dienst der Regierung Südkoreas. Diese steht kurz vor dem Zusammenbruch, seit Wochen geht die Bevölkerung gegen den autokratischen Präsidenten Rhee auf die Straße. Gemeinsam wagen Johnny, Eve und Yunho die illegale Überfahrt nach Japan und finden Unterschlupf und Arbeit im koreanischen Viertel Osakas. Doch schon bald werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt: Ein Mädchen ist verschwunden, und der Verdacht fällt auf Johnny.
Die große Heimkehr handelt von Freundschaft, Loyalität und Verrat, vom unmöglichen Leben in einer Diktatur. Das Buch erzählt von den Folgen der Teilung der koreanischen Halbinsel und den Anfängen des heutigen Nordkorea, als die Gewaltherrschaft Kim Il Sungs noch in den Kinderschuhen steckte. Und es stellt sich der Frage: Wem gehört Geschichte? Den Siegern, die Archive verschließen und Dokumente schwärzen? Oder dem Einzelnen, der seine Erfahrungen von Verlust und Verlorenheit an andere weitergibt, Verlierer wie er selbst?


Suhrkamp, 558 S., gebunden EUR 24,00

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Die Zeit der Ruhelosen

von Karine Tuil


"Genau das ist mein neuer Roman: Ein Protest gegen diese Welt, in der jede Bewegung vom Ende der Unschuld zu künden scheint." Karine Tuil

Ein Gesellschaftspanorama unserer Zeit. Karine Tuil erzählt von Menschen, die getrieben sind von dem Wunsch nach Anerkennung, Geld und Macht — und beinah tragisch daran scheitern.

Verlagstext:

Der Aufstieg des brillanten Managers François Vély scheint unaufhaltsam. Bis seine Exfrau sich aus dem Fenster stürzt, als sie erfährt, dass er wieder heiraten will. Der Tragödie folgt die Entdeckung, dass seine neue Lebensgefährtin in eine Affäre mit einem Offizier verstrickt ist, der völlig traumatisiert aus Afghanistan heimkehrt. Außerdem wird Vély ein Mediencoup zum Verhängnis, man bezichtigt ihn des Rassismus und Sexismus. Als er persönlich und beruflich am Ende ist, ergreift ausgerechnet der Politiker Osman Diboula Partei für ihn — dabei ist Diboula bekannt als Wortführer gegen eine weiße gesellschaftliche Elite. Wenige Wochen später kommt es im Irak zu einer Begegnung aller Beteiligten, die für Vély fatale Konsequenzen hat.

Ullstein, 512 s., gebunden EUR 24,00

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Elefant


von Martin Suter

Ich habe gezögert den neuen Martin Suter hier unter der Rubrik "Literatur" vorzustellen. Er ist bestenfalls Unterhaltungsliteratur. So leid es mir um den Schriftsteller Martin Suter tut. Mir war die Geschichte zu banal und rosarot, vorhersehbar und klischeehaft.

Zum Inhalt der Verlagstext:

Ein Wesen, das die Menschen verzaubert: ein kleiner rosaroter Elefant, der in der Dunkelheit leuchtet. Plötzlich ist er da, in der Höhle des Obdach­losen Schoch, der dort seinen Schlafplatz hat. Wie das seltsame Geschöpf entstanden ist und woher es kommt, weiß nur einer: der Genforscher Roux. Er möchte daraus eine weltweite Sensation machen. Allerdings wurde es ihm entwendet. Denn der burmesische Elefantenflüsterer Kaung, der die Geburt des Tiers begleitet hat, ist der Meinung, etwas so Besonderes müsse versteckt und beschützt werden.
Ein Wesen, das die Menschen verzaubert: ein kleiner rosaroter Elefant, der in der Dunkelheit leuchtet. Plötzlich ist er da, in der Höhle des Obdachlosen Schoch, der dort seinen Schlafplatz hat. Wie das seltsame Geschöpf entstanden ist und woher es kommt, weiß nur einer: der Genforscher Roux. Er möchte daraus eine weltweite Sensation machen, ein lebendes Spielzeug für Kinder. Allerdings konnte er sein Experiment noch nicht ganz abschließen, denn das Wesen ist ein Produkt des Zufalls. Noch dazu wurde es ihm entwendet.
Der kleine Elefant hat nämlich auch Beschützer. Da ist einmal Kaung, der burmesische Elefantenflüsterer, der die Geburt des Tieres begleitet hat. Er findet, etwas so Besonderes sei heilig und müsse vor dem profanen Zugriff versteckt werden. Aber auch der Obdachlose Schoch, der einmal bessere Tage gesehen hat, sieht auf einmal eine Aufgabe vor sich: Das seltsame Wesen würde zugrunde gehen, wenn er sich nicht seiner annimmt. Der kleine Elefant erlebt eine Odyssee, die in einem Zirkus beginnt, die Zürcher Obdachlosenszene aufmischt, den Frieden einer Villa auf dem Züriberg stört und schließlich in Myanmar endet, dort, wo man den Elefanten in besonderer Weise huldigt.
Er ist entzückend, ein Wunderwesen – und für den, der die genetische Zauberformel kennt, ein Vermögen wert: ein rosaroter Mini-Elefant, der in der Dunkelheit leuchtet. Plötzlich steht er da, in der Höhle des Obdachlosen Schoch, der dort seinen Schlafplatz hat und nun seinen Augen nicht traut.
Woher kommt dieses seltsame Geschöpf, und wie ist es entstanden? Das wissen nur wenige Personen, und sie verfolgen sehr unterschiedliche Interessen: Kaung, der burmesische Elefantenflüsterer, der die Geburt des Tiers begleitet hat, glaubt, es sei etwas Heiliges, das geschützt werden muss. Geschützt ja, aber als Patent, meint dagegen Genforscher Roux.
Die Schauplätze dieser atemberaubenden Intrige wechseln in rascher Folge von einem gentechnologischen Labor über einen Zirkus im Zürcher Oberland zur städtischen Obdachlosenszene, von dort in den Schutz einer Villa am Zürichberg und schließlich in ein Land in Südostasien, wo man den Elefanten auf besondere Weise huldigt.

Diogenes, Hardcover Leinen, 352 S., EUR 24.--

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