Liebes Arschloch
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Liebes Arschloch
von Virginie Despentes Unbedingt Lesen! Unterhaltsame, aber nicht minder differenzierte Sicht des Umgangs der Geschlechter in der digitalen Zeit Ich mochte ja die Trilogie "Vernon Subutex" der Autorin nicht. Das hatte oder hat aber den Grund nicht darin, dass ich Autorin bzw. ihre Romane nicht mag, sondern an dem absolut unsympathischen Protagonisten. Auch in ihrem neuen Buch sind die Protagonisten nicht gerade Sympathieträger, aber jetzt versteht man es. (ich). Vor allem wie die Autorin die Fäden zwischen ihnen spannt ist genial. Es scheinen Menschen zu sein, die nicht entgegensetztere Leben und Ansichten haben könnten, doch während der vielen Brief- bzw. e-mail-Wechsel, ändert sich etwas, ganz subtil kristallisiert sich heraus, dass alle irendwie den, die anderen brauchen, und auch ein Stück Verständnis für deren Position im Leben aufbringen können, der Hass, die Vorwürfe bröckeln. Gut inszeniert! Verlagsbeschreibung: Rebecca, Schauspielerin, über fünfzig und immer noch recht gut im Geschäft. Oscar, dreiundvierzig, Schriftsteller, der mit seinem zweiten Roman hadert, und Zoé, noch keine dreißig, Radikalfeministin und Social-Media-Aktivistin. Diese drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen nach einem verunglückten Instagram-Post Oscars aufeinander. Wie? Digital. Und so entsteht ein fulminanter Briefroman des 21. Jahrhunderts, in dem alle wichtigen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit verhandelt werden. Rebecca, Oscar, Zoé, alle drei sind vom Leben gezeichnet, voller Wut und Hass auf andere – und auf sich selbst. Aber sie müssen erkennen, dass diese Wut sie nicht weiterbringt, sondern nur einsamer macht, dass Verständnis, Toleranz und sogar Freundschaft erlernbar und hin und wieder sogar überlebenswichtig sind. Mit der ihr eigenen Verve und Sprachgewalt nimmt sich Despentes der Themen unserer Zeit an – #MeToo und Social Media, Drogen, Machtmissbrauch, Feminismus. Ungeschönt, aber nicht unversöhnlich hält Despentes unserer Gesellschaft den Spiegel vor. KiWi gebunden, 332 S., EUR 24.-- |