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Kalte Füße

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Kalte Füße


von Francesca Melandri

Ich schätze die Autorin sehr. Sie setzt Themen in den Fokus, die fast oder ganz in Vergessenheit geraten sind, oder beleuchtet diese von einer neuen Seite. So z.B. die Kolonialherrschaft Italiens in Äthiopien im Roman "Alle außer mir". Und das in einer deutlichen, trotzdem ausgefeilten Sprache und einem Stil, der mich besonders jetzt bei diesem neuen biografisch geprägten Roman zum Staunen bringt.

"Kalte Füße" ist ein wahrhaftiges, authentisches Buch, eng verwoben mit aktuellen geschichtlichen und politischen Themen, ein Buch das berührt, ein Buch das nachhallt! Fransesca Melandri verschränkt Erzählungen, Lebenserinnerungen ihres Vaters und dessen Generation, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, und im Falle ihres Vaters auch aktiv daran beteiligt waren, mit den aktuellen entsetzlichen Taten in der Ukraine. Sie schreibt aber auch über die Menschlichkeit inmitten der Grausamkeit.

Verlagsbeschreibung, Inhalt:

Was bedeutet Krieg? Und was, wenn man auf der falschen Seite kämpft? Francesca Melandri erzählt die Geschichte ihres eigenen Vaters – und bringt die Stille einer ganzen Generation zum Sprechen. Eine zutiefst persönliche Spurensuche: ein unerlässliches Buch zum Verständnis unserer Gegenwart.
Ein Militärlazarett in Venedig. Desinfektionsmittel, Fieberschweiß, der unerträgliche Gestank von Wundbrand. Der Sohn liegt im hintersten Bett, er schläft. Die Mutter hebt die Decke am unteren Ende an. Zwei Beine, zwei Füße. Eins, zwei, drei, sie zählt die Zehen – bis zum zehnten. Vorsichtig legt sie die Decke zurück: Endlich kann sie in Ohnmacht fallen.
Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee, Zehntausende erfroren. Der »Rückzug aus Russland« hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt – auch in der Familie von Francesca Melandri. Ihr Vater hat ihn überlebt. Doch erst als Anfang 2022 Bilder und Orte des Kriegs in der Ukraine omnipräsent sind, wird ihr klar: Es ist vor allem die Ukraine, in der der Vater gewesen ist. Was hat er dort wirklich erlebt, warum war er überhaupt dort?
Francesca Melandris »Kalte Füße« ist ein berührendes Zwiegespräch mit einem geliebten Menschen: ein unerschrockenes Buch über das, was der Krieg gestern wie heute in Körpern und Köpfen anrichtet, über das Erzählen als Überlebenskunst – und unsere historische Verantwortung angesichts des Angriffs auf die Ukraine.

Verlag Wagenbach, Quartbuch 288 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag, EUR 24.--

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