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Fremde Seele, dunkler Wald

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Brennende Felder


von Kaiser-Mühlecker, Reinhard

Der vorliegende Roman steht in Zusammenhang mit den anderen beiden Romanen des Autors über ein Dorf im Alpenvorland und speziell eine Bauernfamilie. Den 2. Band der unabhängig voneinander lesbaren Trilogie, habe ich schon damals mit Gänsehaut gelesen, den 1. Band lese ich demnächst.

Diesesmal wird die Geschichte aus der Perspektive von Luisa, der Schwester von Alexander, dem Berufssoldaten aus „Fremde Seele, dunkler Wald“, und von Jakob, der in „Wilderer“ im Zentrum stand, und der als Einziger noch Landwirt ist und den Hof der Familie weiterführt, erzählt. Und wie man ahnt: auch Luisa hat ihre Wunden aus der Kindheit nie verwunden. Sie hätte nicht ins Dorf zurückkehren sollen.

Verlagsbeschreibung, Inhalt:

Für Luisa läuft vieles in ihrem Leben wortwörtlich schief. Allem ist sie entfremdet, der bäuerlichen Welt ihrer Herkunft wie dem Leben in der globalisierten Welt, in der der Ort der Herkunft für die eigene Identität nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Ausdruck dieser Entfremdung ist auch ihre Ziellosigkeit, ihre Passivität. Obwohl es ihr in Hamburg gefällt, gibt sie Bob nach und geht mit ihm zurück in das Dorf ihrer Kindheit. Dort wollen ihre Mutter und ihr Bruder Jakob zwar nichts mehr von ihr wissen; und selbst zu Alexander, zu dem sie in ihrer Kindheit noch das engste Verhältnis hatte, kann sie die alte Vertrautheit nicht mehr herstellen; aber im Dorf kennt sie sowieso fast niemanden mehr und das Paar wird stillschweigend akzeptiert. In dem großen Haus, das sie beziehen, fühlt sie sich wie in einer Glasglocke, wird von den Dorfbewohnern aus der Ferne mit einer gewissen Bewunderung beäugt, wahrscheinlich, wie sie vermutet, auch wegen ihrer Schönheit. Nahe kommt sie niemandem mehr.
Die eigentliche Geschichte von „Brennende Felder“ beginnt hier, nach Luisas Rückkehr an den Ort ihrer Kindheit. An ihre Vorgeschichte erinnert sie sich in Rückblenden: ihre zwei gescheiterten Ehen, die dominanten Männer, bei denen ihre Kinder jetzt leben...Luisa findet sich mit ihrem Schicksal ab, zieht nach Hamburg, von wo aus sie ihre Kinder besucht. Doch dann steht eines Tages Bob vor ihrer Tür, der eigentlich Robert heißt, und den sie lange für ihren Vater gehalten hatte. Auch er hat sich gegen die Familie und für ein Leben mit ihr entschieden. Bald darauf ziehen die beiden zurück in die österreichische Heimat, wo Bob den Verstrickungen in die Vergangenheit nicht entkommen kann. Verstrickt ist auch der alte Bekannte aus Kindheitstagen Ferdinand, der alleine mit seinem Sohn Anton lebt und dem sich Luisa annähert. Doch immer wieder bricht sich Zweifel an der Aufrichtigkeit des jeweils anderen Bahn, beide belauern sich – die Spannungen spitzen sich zu.

Lassen sich die Schatten und die Lasten der Vergangenheit ablegen? Und ist es möglich, sich selbst in jeder neuen Lebensphase neu zu erfinden? Wer sind wir, wenn wir uns von unserer Vorgeschichte lossagen? Luisas Antwort auf all diese Fragen ist der Entschluss, Schriftstellerin zu werden, und sie beginnt ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt die Geschichte von „Brennende Felder“ äußerst langsam und detailliert. ..Unerwartete Wendungen und die Befürchtung, dass etwas in das Leben Luisas einbricht, macht den Roman trotz seiner Langsamkeit spannend.

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2024, 368 Seiten, 25 Euro
Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2024

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