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Shuggie Bain

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Shuggie Bain

von  Douglas Stuart

Booker Preis 2020

Ich hatte mir mehr von dem Buch erwartet, obowohl ich die Geschichte Glasgows in der Thatcher Zeit und der "Glasgow Krankheit" kenne. Und, da ich erst vor wenigen Jahren selbst in Glasgow war, kann ich dem Autor und der Geschichte Authentizität bescheinigen, alles was beschrieben wird, ist voll und ganz nachvollziehbar. Im Grunde ist es hauptsächlich ein Buch über die krankhafte Alkoholsucht, von gescheiterten Menschen, arbeitslos durch das Zechensterben, sozial am Abgrund lebend, mit dem einzigen Trost des Vergessens und Ertragens des Zustandes, den der Alkohl für kurze Zeit zu versprechen scheint, ein Roman über das Zugrundegehen vieler Frauen und Männer noch vor Erreichen des 50. Lebensjahrs an den Lebensumständen und am Alkohol.

Das Buch handelt aber auch von der unerschöpflichen, hingebungsvollen Liebe des Sohnes Shuggie zu seiner Mutter Agnes. Er ist ein sehr sensibles Kind, der nicht in die raue Welt vor allem der Jungs und Männer seiner Umgebung, seines Lebens passt. Agnes versucht lange Zeit nach außen die Fassade aufrechtzuerhalten. Sie geht nie ungeschminkt, nie ohne Pumps und modisch gekleidet aus dem Haus. Sie täuscht damit aber nur sich selbst, was ihr immer wieder klar gemacht wird. Aber Shuggie bewundert seine Mutter dafür, hat immer wieder die Hoffnung - wir LeserInnen hätten diese gerne auch - dass es die Mutter schafft, sich aus dem Müll herauszuziehen. Es ist auch ein Buch der Gewalt, des Hasses, der Frauen untereinander, und vor allem der Männer. Und man begreift von der ersten Zeile des Lesens, dass es keinen Ausweg gibt. Diese Hoffnungslosigkeit lastet schwer auf einem, auch wenn es ein gutes Buch ist.

Hanser, 496 S., EUR 26.--

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