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Seelentanz

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Seelentanz


John Cranko und das Wunder des Balletts


Roman von Thomas Aders


An einem Samstag, kurze Zeit nach Erscheinen des Buches, stand der Autor, der hier in der Nachbarschaft wohnt, bei mir im Laden, was mich sehr gefreut  hat. Gleich am Wochenende habe ich den "Seelentanz" gelesen und komme leider erst jetzt dazu es hier, im Rahmen der Herbstnovitäten, vorzustellen.

Seither ist schon so viel Gutes über das Buch geschrieben worden, dass mir alle Formulierungen als Wiederholungen oder Variationen dieser erscheinen. Ich versuche es trotzdem:

Das höchste Lob für einen biografischen Roman ist, wenn man sich beim Lesen fühlt, als wäre man in der Zeit zurückgereist und hätte als stiller Beobachter am Geschehen teilgenommen, hier: mit Cranko im Probenraum gestanden, den Rausch der standing ovations im Publikum erlebt, die Tränen, die Euphorie, die Kämpfe, Niederlagen, Schmerzen hautnah, oder auch in seinem Lieblingsrestaurant dabeigewesen zu sein, als er mit seiner Truppe dort spät abends von den Proben und Aufführungen ausgelaugt aber voller Adrenalin, so manchen Wein getrunken hat, wie es der Autor auch gerne getan hätte oder tun würde - und das fühlt man bei jeder Zeile, auf jeder Seite.

Der Roman erzählt die Geschichte einer schillernden Persönlichkeit, des Ausnahmetalentes John Cranko, beginnend mit seiner Kindheit in Südafrika, seines intensiven aber viel zu kurzen Lebens, bis zu seinem Tod 1973. Es ist auch eine Geschichte des Stuttgarter Balletts, die, Zirkelschluss, zuallererst die Geschichte John Crankos ist.

John Cranko war es, der das Ballett groß machte, nicht nur in Stuttgart. Mit welcher Unerbittlichkeit und Unbarmherzigkeit, er sich (selbst)ausbeutend aber auch mit wieviel Einfühlungsvermögen und Liebe zu den Menschen er sich in die Darstellenden Kunst des Ballettes hineingeworfen hat, schwingt im ganzen Roman mit.

Cranko fördert Ausnahmetalente, die später sein Werk in seinem Sinne weiterführten, Marcia Haydée, und Reid Andersen, die wiederum Lehrer und Vorbilder für viele weitere namhafte Choreographen in der ganzen Welt wurden.
 
Was diesem Roman anzumerken ist, dass er auf Gesprächen mit vielen Akteuren aus der damaligen Zeit aufbaut. Der Autor hat dafür Jahre recherchiert. Im Nachwort wird dies deutlich: Er dankt allen, die "den Magier in Tausenden von Augenblicken erleben....durften, und ihm, dem Autor ihr "persönliches, meist hochemotionales Vermächtnis anvertraut (haben)", darunter Reid Andersen, Richard Cragun, Marcia Haydée, Birgit Keil, und viele anderen Zeitzeugen vor und hinter der Bühne, Tänzer, Choreographen, Bühnenbildner, Fotografen, Pressesprechern und viele andere Wegbegleiter.

Das Buch ist als podcast zu hören, und in gebundener Form jetzt erhältlich.

Erschienen Juni 2020, 372 S., EUR 25,--

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