Seelentanz
Seelentanz
Seither ist schon so viel Gutes über das Buch geschrieben worden, dass mir alle Formulierungen als Wiederholungen oder Variationen dieser erscheinen. Ich versuche es trotzdem: Das höchste Lob für einen biografischen Roman ist, wenn man sich beim Lesen fühlt, als wäre man in der Zeit zurückgereist und hätte als stiller Beobachter am Geschehen teilgenommen, hier: mit Cranko im Probenraum gestanden, den Rausch der standing ovations im Publikum erlebt, die Tränen, die Euphorie, die Kämpfe, Niederlagen, Schmerzen hautnah, oder auch in seinem Lieblingsrestaurant dabeigewesen zu sein, als er mit seiner Truppe dort spät abends von den Proben und Aufführungen ausgelaugt aber voller Adrenalin, so manchen Wein getrunken hat, wie es der Autor auch gerne getan hätte oder tun würde - und das fühlt man bei jeder Zeile, auf jeder Seite. John Cranko war es, der das Ballett groß machte, nicht nur in Stuttgart. Mit welcher Unerbittlichkeit und Unbarmherzigkeit, er sich (selbst)ausbeutend aber auch mit wieviel Einfühlungsvermögen und Liebe zu den Menschen er sich in die Darstellenden Kunst des Ballettes hineingeworfen hat, schwingt im ganzen Roman mit. Cranko fördert Ausnahmetalente, die später sein Werk in seinem Sinne weiterführten, Marcia Haydée, und Reid Andersen, die wiederum Lehrer und Vorbilder für viele weitere namhafte Choreographen in der ganzen Welt wurden. |