Cyril Avery
Cyril Avery
Doch der Autor ist sehr vielseitig. Er ist Autor von Geistergeschichten, spannenden Abenteuerromanen, aber auch von zeit- und sozialkritischen Romanen, wie dem vorliegenden. Wobei dieses Werk wohl die schonungsloseste Auseinandersetzung des Autors mit seiner (katholischen) Heimat Irland ist, mit der Doppelmoral der Kirche vor allem hinsichtlich von Sexualität. Inhalt: Seit seiner Geburt steht Cyril Averys Leben unter einem ungünstigen Stern. Als uneheliches Kind hat er nämlich keinen Platz in der konservativen irischen Gesellschaft der 1940er Jahre. Ein exzentrisches Dubliner Ehepaar nimmt ihn in die Familie auf, doch auch dort findet er nicht das Zuhause, nach dem er sich sehnt. In dem katholischen Jungeninternat, auf das sie ihn schicken, lernt er schließlich Julian Woodbead kennen und schließt innige Freundschaft mit ihm. Bis er mehr für den rebellischen Lebemann zu empfinden beginnt und auch dieser Halt für ihn verloren geht. Einsam und verzweifelt verlässt Cyril letztendlich das Land – ohne zu wissen, dass diese Reise über Amsterdam und New York ihn an den Ort führt, nach dem er immer gesucht hat: Heimat. Doch auch New York ist zu dieser Zeit (80erJahre) ein schwieriger Ort für Homosexuelle (AIDS). Parallel zu Cyril Averys Leben erzählt der Autor die Geschichte einer Frau: von Ihrer Jugend im Dorf, ihrer Vertreibung weil unverheiratet schwanger, ihrer Suche nach einem Platz in der Gesellschaft als alleinstehende arbeitende Frau. Immer wieder kreuzen sich die Wege von ihr und Cyril Avery. Dadurch kann man die Zeit vor Averys Geburt und auch die Geschichte aus der Perspektive einer älteren Frau noch intensver erleben. Das diese mehr als zufällig ist, dürfte klar sein. Piper Verlag, 736 S., fester Einband, EUR 26,00 |