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Kategorie Übersetzung

Alle Bescheibungen direkt übernommen aus der Nominierungsliste

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Ann Cotten
Sie übersetzte aus dem Englischen: "Pippins Tochters Taschentuch" von Rosmarie Waldrop
(Suhrkamp Verlag)

Über das Buch
Pippins Tochters Taschentuch
Hätten Josef und Frederika besser nicht geheiratet!? Der Ort ist Kitzingen am Main, es sind die späten Zwanziger. Josef ist Kriegsveteran und Lehrer, sehr ins Metaphysische entrückt und fasziniert vom Nationalsozialismus, Frederika rasend frustrierte Sängerin, die, unfähig zu den spirituellen Sublimationen ihres Mannes, bereits wenige Wochen nach der Trauung eine Affäre mit seinem besten Freund beginnt. Ist dieser Seitensprung an allem schuld, was folgen wird? Das fragt – ein halbes Jahrhundert später – Lucy, die älteste Tochter, in Briefen an ihre Schwester (oder ist es ihre Halbschwester?).

Die Jury
In Waldrops Roman gehen nicht nur Ehepartner gerne fremd, hier treiben es auch Wörter und Sätze auf ausgelassene und unkonventionelle Weise miteinander. Ann Cotten hat sie so luftig übersetzt, als würde sie die Laken nach einer langen Liebesnacht lachend ausschütteln.

Autorin
Ann Cotten, 1982 in den USA geboren, ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Als Autorin debütierte sie 2007 mit dem Gedichtband FREMDWÖRTERBUCHSONETTE (Suhrkamp). Es folgten Bücher in englischer und deutscher Sprache. Ihre Übersetzungen konzentrieren sich auf Lyrik und experimentelles Schreiben, darunter Margaret Atwood, Adam Green und Ulf Stolterfoht. 2020 erhielt Ann Cotten den Internationalen Literaturpreis 2020.

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Sonja Finck und Frank Heibert übersetzten aus dem Französischen (Québec): "Der große Absturz. Stories aus Kitchike" von Louis-Karl Picard-Sioui
(Secession Verlag)

Über das Buch
Der große Absturz. Stories aus Kitchike

Pierre ist verkatert. Nicht bloß vom Suff und den Pillen. Ihn macht das Reservat fertig, weil es dort keine Perspektive gibt – was ebenso am Rassismus der Weißen liegt wie an der Korruption der eigenen Führungsriege. Dabei erscheint Kitchike zunächst wie eine ganz normale Kleinstadt. Jeder kennt jeden, man tratscht, man wurschtelt sich durch, man lebt. Allerdings hat der Reservatschef Polizei und Mafia gegen sich, so dass er nun vor dem »großen Absturz« steht. Panisch sucht er nach Verbündeten, doch ganz Kitchike hat die Schnauze voll.

Die Jury
Ein Reservat gehört nicht zu den typischen Handlungsorten der Literatur. Dieser Roman über das kanadische Kitchike nimmt einen allein deshalb sofort gefangen. In locker verbundenen Stories entfaltet Picard-Sioui in ständig wechselndem Jargon eine Welt an der Peripherie.

Autor:in

Frank Heibert übersetzt aus dem Englischen, Französischen, Italienischen und Portugiesischen, u. a. Richard Ford, Boris Vian und Yasmina Reza. Er erhielt viele Preise, u. a. den Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis 2012. Sonja Finck übersetzt aus dem Französischen, Englischen und Spanischen, u. a. Annie Ernaux und Kamel Daoud. Ihre Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2019.

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Hinrich Schmidt-Henkel übersetzte aus dem Norwegischen: "Die Vögel" von Tarjei Vesaas
(Guggolz Verlag)

Über das Buch

Hinrich Schmidt-Henkel, Vögel
Tarjei Vesaas (1897–1970) erzählt in DIE VÖGEL von dem Außenseiter Mattis, der sich in seine innere Welt zurückgezogen hat und von den anderen Bewohnern seines Dorfes als zurückgeblieben verlacht wird. Er lebt in einer Hütte am See mit seiner Schwester Hege, die den Haushalt führt und ihn versorgt. Mit der Natur ringsum fühlt er sich innig verbunden. Besonders ziehen ihn die Waldschnepfen an, deren frühlingshaften Balzflug er als Zeichen sieht, als Verheißung, die er nicht entschlüsseln kann. Als eines Tages eine Schnepfe erschossen wird und kurz darauf auch noch ein Blitz einschlägt, wirft es Mattis aus der Bahn.

Die Jury
Wie es Vesaas vermittelt durch Hinrich Schmidt-Henkel schafft, uns in eine traumgleiche Gedankenwelt eines hochsensiblen Kindes im Erwachsenenkörper hineinzunehmen, ist bildschön. Die Übersetzung trifft den Ton dieser klaren Poesie in ihrer wunderbar stimmigen Stille.

Autor
Hinrich Schmidt-Henkel, geboren 1959, übersetzte zahlreiche Bücher aus dem Italienischen, Französischen und Norwegischen, darunter Belletristik, Kinder- und Jugendbücher, Theaterstücke und Hörspiele von renommierten Autor*innen wie Louis-Ferdinand Céline, Jon Fosse, Henrik Ibsen, Yasmina Reza. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2018 den Norwegischen Verdienstorden.

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Nikolaus Stingl und Dirk van Gunsteren übersetzten aus dem Englischen: "USA-Trilogie. Der 42. Breitengrad / 1919 / Das große Geld" von John Dos Passos (Rowohlt Verlag)

Über das Buch

John Dos Passos: USA-Trilogie. Der 42. Breitengrad / 1919 / Das große Geld
In seiner USA-TRILOGIE zeichnet John Dos Passos mit sarkastischem Humor und scharfem Auge für soziale Fragen ein unvergessliches Kollektivporträt der USA. Dabei verbindet er das Leben seiner Charaktere und die Zeit, in der sie leben, auf eine raffinierte erzählerische Weise, die die Roman-Trilogie zu einem modernen Klassiker gemacht hat. Seine Protagonisten erleben Kriege und Revolutionen, Liebesaffären, öffentliche Triumphe und private Katastrophen vor Kulissen, die unter anderem die Schützengräben des Ersten Weltkriegs, Hollywoodstudios in der Stummfilmära, Wall-Street-Büros und die von Tumulten erschütterten Straßen von Boston umfassen.

Die Jury

Dos Passos hat eine schillernde Trilogie über eine Nation auf der Überholspur geschrieben. Das Spektrum des Erzählens reicht von der treibend rhythmisierten Erzählung über die Zeitungsschlagzeile, das Kameraauge bis hin zu pointierten Portraits zur Zeitgeschichte.

Autoren

Dirk van Gunsteren hat u. a. Jonathan Safran Foer, Thomas Pynchon, Philip Roth und T.C. Boyle ins Deutsche übertragen. 2007 erhielt er den Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis und 2018 den Übersetzerpreis der Stadt München. Nikolaus Stingl übersetzte u. a. William Faulkner, Cormac McCarthy und Thomas Pynchon. Er wurde u. a. mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis 1995 und dem Paul-Celan-Preis 2007 ausgezeichnet.

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Timea Tankó übersetzte aus dem Ungarischen: "Apropos Casanova. Das Brevier des Heiligen Orpheus" von Miklós Szentkuthy (Die Andere Bibliothek)

Über das Buch

Apropos Casanova. Das Brevier des Heiligen Orpheus
Mit APROPOS CASANOVA führt der virtuose Provokateur Miklós Szentkuthy (1908 –1988) in seine Gedankenwelt ein. In der Lektüre der Memoiren Casanovas treibt er sein höchst subjektives Spiel mit der Sprache und der Geschichte. Ob als barocker Liebesabenteurer oder als Pseudo-Abaelard, zerrissen zwischen Scholastik und Héloise – bei seinem Ritt durch die Epochen spricht Szentkuthy mit vielen Stimmen. Sein munteres Jonglieren mit Assoziationen fügt sich zu einem Stundenbuch über die Liebe und das menschliche Begehren. Bei Erscheinen 1939 durch die Zensur verboten, hat sich das Provokante seiner Prosa bis heute bewahrt.

Die Jury

In Szentkuthys Casanova-Fantasien blitzen Leidenschaften, strahlt Intellekt, glüht Elegisches. Timea Tankó hat dieses Wunder an Vitalität und Musikalität in ein so lebendiges und klingendes Deutsch gebracht, dass es den Leser mal mitreisst, mal schlicht umwirft.

Autorin
Timea Tankó
Timea Tankó, 1978 in Leipzig geboren, arbeitet als Dolmetscherin sowie als Übersetzerin ungarischer und französischer Literatur. Neben Übertragungen u. a. von Werken István Keménys, Antal Szerbs und György Dragománs ins Deutsche brachte sie z. B. auch Texte Esther Kinskys ins Ungarische. Zuletzt wurde sie mit dem Exzellenzstipendium des Deutschen Übersetzerfonds 2020 ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.

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