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Tribute von Panem 2

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Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe

 

von Suzanne Collins

Schon der erste Band, 2009 erschienen, zog mich, wie viele Leserinnen und Leser, in den Bann. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Sie hat eine Trilogie entworfen, die gleichzeitig viele Fragen unserer Zeit aufwirft, und so einen recht unterschiedlichen Zugang zu ihrem Werk ermöglicht.
Die Geschichte um Panem ist eine Gesellschaftsutopie, ein Endzeitroman, gleichzeitig erinnert der Stoff stark an antike Mythologien und die Geschichte alter Kulturen, sie ist eine Liebesgeschichte, genauso wie ein Appell für Menschlichkeit und Ethik und eine Mahnung, Demokratie, Gleichheit und Menschenrechte mit allen Mitteln zu verteidigen, sie ist eine gruppendynamische Studie, und zeigt die Macht von Medien auf, sie ist aber auch gute spannende Unterhaltung, ja auch das, mit stimmigen Charakteren, abwechslungsreichen und unerwarteten Wendungen, ein Pageturner.
 
Genau so, dachte ich mir beim Lesen, kann man Jugendliche zum Nachdenken, vielleicht sogar einem kritischen Hinterfragen bestimmter gesellschaftlicher Entwicklungen und letztendlich verantwortlichem Handeln bewegen. Eingepackt in eine, manchmal emotional sehr belastende Rahmenhandlung, immerhin müssen Jugendliche um selbst zu Überleben in einer Kampfarena, gleichaltrige Jugendliche töten, wird man beim Lesen Zeuge der Ohnmacht in einer Diktatur, die willkürlich die Regeln ändert um unliebsame, kritische Regimegegner auszuschalten, um Aufstände zu verhindern und um die Priviligierten in dem Zwei-Klassen-Staat nicht in ihrer Position zu gefährden.

Im Fokus, auch im 2. Band, natürlich die zwei Hauptpersonen, die Sieger der Hungerspiele des vergangenen Jahres: Katniss und Peeta
Überall in den Bezirken von Panem brodelt es, Aufstände gegen das Unrechtssystems, der Herrschaft der ersten Bezirke über die restlichen, verarmten Bezirke drohen. Die unterdrückte Bevölkerung hat durch den gemeinsamen Sieg von Katniss und Peeta, der so nicht im Reglement vorgesehen war, die Zuversicht gewonnen, dass es möglich ist, sich gegen das mächtige Capitol aufzulehnen. Um diese Revolution aufzuhalten, veranstaltet das Capitol Jubiläumsspiele mit neuen Regeln. Aus jedem Bezirk muss eine weibliche Siegerin und ein männlicher Sieger erneut in die Arena um sich zu beweisen bzw. zu töten und getötet zu werden. Auch Katniss und Peeta. Zum einen um für die reichen Bezirke und deren Bewohner wieder für Unterhaltung zu sorgen, zum anderen als Machtdemonstration gegenüber den aufständischen Bezirken. Natürlich geht auch die Liebesgeschichte weiter. Nur dadurch, dass Katniss und Peeta in den letzten Hungerspielen das Liebespaar gespielt haben, und damit das Publikum auf sehr melodramatische Art und Weise überzeugt haben, konnte es sich das Capitol nicht leisten einen von Beiden oder Beide umzubringen. Unter Androhung von Sanktionen müssen die beiden ihre Liebesgeschichte weiterspielen, auch wenn Katniss weiterhin in ihren Kinder- und Jugendfreund verliebt ist. Doch vor allem Katniss erkennt, dass die Zeit sich darüber Gedanken zu machen noch lange nicht gekommen ist, in einer Zeit, in der die Existenz vieler Menschen bedroht ist, sind andere Dinge wichtiger.
Die Spiele beginnen, Katniss und Peeta müssen in die Arena. Die Hoffnung, dass eine Verbrüderung und eine Auflehnung gegen das allmächtige Capitol, diesesmal die Tribute davon abhalten würde sich gegenseitig abzuschlachten, hält nicht lange vor. ...Mehr soll und darf nicht vorweggenommen werden.

Insgesamt wieder: höchstes Lob, allerdings müssen Eltern/Erwachsene auch genau überlegen, wann ein Kind bzw. Jugendliche/r bereit ist mit diesem Werk konfrontiert zu werden. Auf jeden Fall nicht vor dem 14. Lebensjahr. Außerdem sollte niemand mit den Gefühlen die aufgewirbelt werden, allein fertig werden müssen. Suzanne Collins verfolgt implizit das Ziel, aufzurütteln, wachzumachen, genauer hinzusehen, auch bei Gewalttaten und Kriegshandlungen in den Medien. Sie selbst mußte miterleben, wie emotional abgeklärt und abgestumpft viele Amerikaner damals die Kriegsberichterstattung in Vietnam verfolgten, während sie, Tochter eines amerikanischen Soldaten im Vietnamkrieg, hautnah erfuhr, welche menschlichen Schicksale sich hinter den "Kollateralschäden" verbargen.

Wer mehr über die Autorin und ihr Werk erfahren möchte: unter www.dietributevonpanem.de gibt es viele Informationen, auch Interviews mit der Autorin selbst.

Oetinger, 432 S., EUR 17,95

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