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Mirjam Pressler

Presslers Lebenswerk ist von großem Reichtum – sie ist eine vielseitige Schriftstellerin, Übersetzerin und vor allem eine wunderbare Erzählerin. Romane wie "Bitterschokolade" sind erfolgreiche Schullektüre, ihre Kinderromane Klassiker. Mit "Malka Mai" feierte sie Triumphe. Berühmt wurde ihre Übersetzung des Tagebuchs der Anne-Frank, über die sie die Biographie "Ich sehne mich so" schrieb. Große Erfolge wurden auch ihre historischen Romane "Shylocks Tochter", "Golem stiller Bruder" und "Nathan und seine Kinder".

Anlässlich des 70. Geburtstags von Mirjam Pressler ist jetzt ein Sonderband erschienen, der zwei ihrer bekanntesten Erzählungen enthält,  ergänzt durch eine Rede: "Eine Orchidee blüht im Continen-Tal", in der sie von der Leidenschaft des Lesens erzählt.

Der Sammelband vereint Presslers stark autobiographisch geprägte Romane, die von Mädchen - von Ilse und Halinka - mit einer schwierigen Kindheit erzählen und doch voller Optimismus sind.

Shylocks Tochter

Venedig 1568

Mirjam Pressler erzählt vom Leben großer Gegensätze. Auf der einen, vom Leben der orthodoxen Juden, auf der anderen Seite vom Leben christlicher Adliger, gekennzeichnet durch Luxus, rauschende Feste, Musik und Tanz. Jessica, als Tochter eines jüdischen Geldverleihers, fühlt sich in der engen Welt des jüdischen Viertels gefangen. Immer öfter schleicht sie sich in die schillernde Welt der Christen. Als sie sich dort in den Adligen Lorenzo verliebt, sieht sie ihre Chance gekommen. Sie ist Hin und her gerissen zwischen der Verantwortung ihrem verwitweten Vater und ihrer Stiefschwester gegenüber und ihrer Sehnsucht nach einem unbeschwerten Leben. Sie weiß, entscheidet sie sich für ein Leben mit dem Adligen Lorenzo, muss sie mit ihrer Familie und ihrem Glauben brechen.

Ein weiterer historischer Roman von Mirjam, der spannend erzählt ist und trotzdem einen guten Einblick in die Zeit der religiösen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts bietet. Zusätzlich ein Entwicklungsroman, der symbolisch für den Kampf um Selbstbestimmung und Selbstfindung von pubertierenden Mädchen steht. 

cbt, 252 S., TB EUR 6,90

Novemberkatzen - Wenn das Glück kommt...

Hauptperson des Romans „Novemberkatzen“ ist die neunjährige Ilse, die zusammen mit ihrer Familie im Gemeindehaus, einem Haus für die Ärmsten wohnt. Zu lachen hat sie wenig. An ihr bleibt die ganze Hausarbeit hängen als die Mutter wieder arbeiten geht und dann auch noch wieder schwanger wird. Die Kinder in der Schule hänselns sie: "Ilse Bilse, keiner willse", die Lehrer halten sie für dumm und so zieht sie sich zurück in ihre Welt. Trotzdem verzagt sie nicht. Das Buch endet hoffnungsvoll mit dem Jahreswechsel und dem Resumee: Nächstes Jahr ist wieder ein neues Jahr.

„Wenn das Glück kommt…“ wurde 1995 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. 
Der Roman wird aus der Sicht der Protagonistin Halinka, einem zwölfjährigen Mädchen polnischer Herkunft und mit jüdischem Glauben, erzählt. Halinka wohnt in einem Heim, da ihre Mutter sie hat verwahrlosen lassen. Dort ist Halinka nicht glücklich, sie leidet unter den anderen Mädchen, vor allem unter einem, Elisabeth. Einzig zu ihrer Tante Lou, die sie alle vier Wochenenden besuchen darf, hat sie Kontakt. Ihr großer Traum ist, einmal bei ihrer Tante leben zu dürfen. Ihr mangelndes Selbstbewusstsein wird gestärkt, als sie bei einer Sammelaktion die meisten Spendengelder in der Büchse hat und damit einen Preis gewinnt, auch eine neue Freundin, die sie gegen ihre alte Widersacherin verteidigt trägt dazu bei. Halinka geht es zunehmend besser, sie hat erfahren, dass auch sie stark sein kann.

Beltz, Sonderausgabe gebunden, 427 S., EUR 15.--