Junge mit dem Herz aus Holz

von John Boyne

Ein neuer Titel des Autors, der mit seinem Buch "Der Junge im gestreiften Pyjama", zurecht viele Preise und viel Aufmerksamkeit zukam.

Auch sein neuestes Werk erzählt er aus der Perspektive eines Kindes. Während es bei dem "Jungen im gestreiften Pyama" um die Erlebnisse eines Jungen geht, der den Holocaust als Sohn eines KZ-Lagerkommandanten erlebt und sich kindlich naiv seine Erklärungen zurechtzimmern muss, geht es beim Jungen mit dem Herz aus Holz, um einen Ausreiser, allerdings steht auch dahinter eine traurige Geschichte, die allerdings lange nur zwischen den Zeilen steht und erst am Schluß aufgedeckt wird. Im Fokus steht aber der Zauber des Erzählens und der Freundschaft zwischen einem alten Mann mit seinen vielen Geschichten und seinem kleinen Zuhörer.
Die Geschichte beginnt an einem frühen Morgen. Man begleitet einen 8-jährigen Jungen, Noah, der eines Morgens beschließt, alt genug zu sein, das Elternhaus zu verlassen, um die weite Welt kennenzulernen. Von Anfang an geschehen merkwürdige Dinge, auf die sich weder der Junge, noch der Leser einen Reim machen kann. Was als realistische Schilderung begann, wird zunehmend zum Märchen. Der Junge begegnet einem sprechenden Esel und Dackel, einem Apfelbaum, der ihm die reifen Äpfel nicht geben möchte und schließlich entdeckt er einen Spielzeugladen, der sich als magisch entpuppt. Mit sprechenden Marionetten, einer fliegenden Kuckucksuhr, einem Garderobenständer, der Leuten den Mantel abnimmt und anderen lebenden Gegenständen und einem alten Mann, der sich Noah als Ladenbesitzer vorstellt und sich um den Jungen kümmert. 

Er erzählt Noah, im Buch in blauer Schriftsprache abgesetzt, Geschichten aus seinem Leben. Langsam fasst der Junge Vertrauen zu dem alten Mann und erzählt ihm auch von sich selbst. Als der alte Mann ihm erzählt, dass er aus reinem Egoismus, seinen alten Vater zu Lebzeiten zu wenig gesehen hat, und auch zu spät am Totenbett war, bricht auch aus Noah heraus, dass seine kranke Mutter die Ursache seines Weglaufens war. Er weiß jetzt, dass er sich auf den Rückweg machen muss. Ganz nebenbei erfährt man dann auch wer dieser alte Marionettenschnitzer und Ladenbesitzer eigentlich war. Man erkennt plötzlich, dass man eigentlich schon die ganze Zeit geahnt hat, wer dieser alte Mann war. 

Noah nimmt sehr viel mit aus den Erzählungen des Marionettenschnitzers, aber auch die hoffentlich zahlreichen Leserinnen und Leser. Ich könnte mir das Buch auch sehr gut als Vorlesebuch für Kinder ab 8 Jahren vorstellen. Ansonsten ist eine Altersempfehlung schwer, wie generell bei märchenhaften Erzählungen. Bezüglich Lesekompetenz ab 10, ohne Grenzen nach oben.
Fischer-Verlag, 233 S., gebunden mit Schutzumschlag, EUR 13,99

Der Junge im gestreiften Pyjama.

Gebunden EUR 19,95. Inzwischen auch als TB EUR 7,95

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