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Die Hummerfrauen
von Beatrix Gerstberger
Es bewahrheitet sich immer wieder: den Klappentext zu lesen, kann in die Irre führen. Mich hätte er vom Lesen abgehalten. Diese glücklichen Familiengeschichten die an einem schicksalhaften Tag enden, oder die durch ein bisher streng bewahrtes Familiengeheimnis ihr Ende finden...man vermutet Seichtes dahinter und hat auch meistens recht. Bei diesem Buch hier nicht.
Die Fischerfrauen aus Maine, denen nichts im Leben leicht gemacht wurde, die sich aber trotzdem behaupten können in der von Männern dominierten Welt der Hummerfischerei, pflegen eine herbe aber herzliche Art des Umgangs miteinander. Sie sind Eigenbrötlerinnen, aber im entscheidenden Moment für einander da, ohne zu hinterfragen. Eine schöne gut erzählte Geschichte.
Verlagsbeschreibung, Inhalt:
»Ich kann dir nichts über das Meer beibringen«, hatte Ann einmal zu Mina gesagt. »Du spürst es oder eben nicht. Am Ende ist es mit dem Meer wie mit dem Leben, man muss alles allein herausfinden. Andere können dich auf dem Weg nur begleiten.«
Mina strandet in einem Hummerfischerdorf bei den beiden Fischerinnen Ann und Julie. Die 72-jährige Ann lebt seit der Trennung von ihrer Lebensgefährtin allein in einem großen Haus am Wasser, nur ein seltener blauer Hummer namens Mr. Darcy leistet ihr Gesellschaft. Julie ist Mitte 50 und musste sich ihren Platz in der männlich geprägten Dorfgemeinschaft hart erkämpfen. Sie packt an, wo es nötig ist und nimmt kein Blatt vor den Mund, aber ihre Gefühle für den Fischer Nat kann sie aufgrund alter Verletzungen nicht zulassen.
Der raue Alltag der Hummerfischerinnen wird zum Schauplatz eines inspirierenden Romans über Liebe, die Kraft weiblicher Gemeinschaft – und die Frage, ob die Vergangenheit unsere Gegenwart bestimmt
Mit Ann und Julie fährt Mina hinaus aufs Meer, von ihnen erfährt sie Wärme und ein noch nie gekanntes Gefühl von Zugehörigkeit. Dann begegnet sie jedoch Sam wieder. Die tiefe Verbindung aus Kindheitstagen ist vom ersten Moment an wieder spürbar: Mina und Sam verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Aber auch Sam kämpft mit seiner Vergangenheit, denn auch seine Familie war nach jenem schicksalhaften Sommer nicht mehr die, die sie einmal war.
»Wusstest du, dass ein Hummer nur deshalb fast hundert Jahre alt werden kann, weil er sich alle zwei bis drei Jahre häutet? Er stapelt einfach ein Leben auf ein nächstes, ohne zwischendurch den Tod reinzulassen. Er wächst sein Leben lang weiter und muss deshalb regelmäßig den alten Panzer abwerfen, damit er nicht zerquetscht wird. Klingt nicht schön, ist aber die größte Weisheit, die der alte Mr. Darcy mir mitgegeben hat.«
dtv Verlag gebunden, 200 Seiten, EUR 22.--
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