Herr der Nussknacker

von Iain Lawrence

Ein sehr eindringliches und intensives Buch.
Es erzählt von den widerstreitenden Gefühlen eines zehnjährigen englischen Jungen während des 1. Weltkrieges. Hin- und hergerissen zwischen Patriotismus, Heldentum und Stolz auf der einen Seite und Verlustängsten und Schuldgefühlen auf der anderen Seite, wird sein spielerischer Umgang mit seinen Holzsoldaten und sein Kriegsspiel mit der Wirklichkeit des unbarmherzigen Krieges konfrontiert.
Johnny, bekommt von seinem Vater direkt von der Front jede Woche einen Brief und einen selbst geschnitzten Soldaten. Am Anfang sind die Briefe euphorisch und die Holzsoldaten spiegeln dies wieder. Johnnys Kriegsspiele mit seinen Spielzeugsoldaten sind ein Ebenbild dessen was sein Vater erlebt. Doch die Briefe wandeln sich und mit ihnen die geschnitzten Soldaten. Die Verzweiflung und der Schrecken des Grabenkrieges spiegelt sich in der Haltung und den Gesichtern der Figuren. Auch Johnny und mit ihm seine Spiele ändern sich durch verschiedene Begegnungen mit der Wirklichkeit des Schreckens des Krieges.

Ein Buch das absolut zu empfehlen ist, vor allem deshalb, da es hilft zu verstehen, wie nah Begeisterung und Schrecken, Heldentum und Angst beieinander sind. Es wirkt authentisch, an keiner Stelle übertrieben. Die Schuldgefühle des Kindes rütteln auf. Als Klassenlektüre oder für Jugendliche und Erwachsene ab 14 Jahren.
Als Lektüre für Kinder (der Verlag gibt an ab 11 Jahren) würde ich das Buch aufgrund der Thematik nur bei Vorliegen entsprechender Kriterien empfehlen, d.h. Interesse und Vorbeschäftigung mit dem Thema und vor allem, die Möglichkeit einer aktiven Begleitung durch Erwachsene beim Lesen, da sich enormer Gesprächsbedarf aus der Lektüre ergeben wird.

cbt, 224 S., EUR 6,95vergriffen. Gebunden im Verlag Freies Geistesleben EUR 14,90 lieferbar.