Eure Leben, lebt sie alle

von Sybille Hein

Es gibt ihn nicht, den Frauenroman, der trotz Tragödie, Midlife-Crisis und drohender Demenz, unterhaltsam, leicht, humorvoll und intelligent ist? Doch! Zum Beispiel diesen Roman von Sybille Hein. Die Autorin kannte ich bisher nur als Illustratorin, da efällt sie mir außerordentlich gut. Dass sie nicht nur als solche überbordende Fantasie und Leidenschaft aufs Papier bringen kann, entging mir bisher.

Inhalt, Verlagsbeschreibung:

Wer hat noch mal das Gerücht in die Welt gesetzt, dass man in der Mitte des Lebens auch in der Mitte von sich selbst angekommen ist? Ellen setzt den Abgründen ihrer Patienten immer bessere Rezepte entgegen, aber die eigenen werden zu Treibsand unter ihren Füßen. Freddy fragt sich, ob der enorme Umfang ihres Körpers die einzig sichtbare Größe in ihrem Leben darstellt. Luise verpfuscht ihre Bilderbuchfamilie, Johanna springt. Und Marianne? Der Grand Dame dieser Schicksalsgemeinschaft kriechen alte Geister durchs Schlüsselloch. Allen voran ihr früh verstorbener Sohn Jonas, der auch im Leben der anderen einmal eine große Rolle gespielt hat. Wie jede dieser fünf Frauen mit verrutschten Gewissheiten ringt, davon handelt dieser Roman.

So gut wurde ich von einem Buch schon lange nicht mehr unterhalten. Die fünf Frauen, vier Frauen in den mittleren Jahren, die alle rund umm einen durch einen Unfall ums Leben gekommenen Musiker wie er im Bilderbuch steht kreisen, einschließlich Drogen, Entzug etc., und dessen Mutter, verkörpern authentisch Frauen, wie wir sie kennen und/oder vor allem im Falle von Marianne, der 80jährigen Mutter, gerne kennen würden.

dtv, 336 S., 20.--