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Winklers Traum vom Wasser


Roman von Anthony  Doerr

Aus dem Englischen von Judith Schwaab

Letztes Jahr bekam der Autor Anthony Doerr den Pulitzer-Preis für Literatur für sein Werk "Alles Licht das wir nicht sehen". Jetzt wurde sein 1. Roman, im Original 2004 erstmals erschienen, wieder neu aufgelegt. Ein ganz anderes Buch, das mich aber, ebenso in den Bann gezogen hat.

Es spielt in der Gegenwart, zum großen Teil in Alaska. Hauptperson ist David Winkler, ein Junge und später ein Mann mit einer Vorliebe für Schnee und die Schönheit der Eiskristalle. Manchmal kann er Ereignisse sehen, bevor sie eintreten. – ein Mann mit einer Hutschachtel wird von einem Bus angefahren werden, er wird sich in eine Frau in einem Supermarkt verlieben.

Als David davon träumt, dass seine neugeborene Tochter in einer Flut ums Leben kommt, während er versucht sie zu retten, flieht er panisch aus Cleveland, wo die Familie inzwischen lebt. Kann er so den Lauf der Dinge ändern?
Mittellos, allein und ohne Gewißheit, ob seine Tochter überlebt hat - der Ohio ist tatsächlich in Cleveland über die Ufer getreten -, wohnt Winkler auf einer karibischen Insel bei einem Ehepaar mit einer Tochter, die sich um ihn kümmern. Schließlich ist es die Tochter, die ihn in die Welt zurückholt, um nach den Menschen zu suchen, die er verlassen hat. 25 Jahre nach seiner Flucht kehrt Winkler zurück nach Amerika.

Anthony Doerr ist nicht nur ein Autor mit einer meisterhaften Beobachtungsgabe für Menschen und ihre Empfindungen und mit einem ungewöhnlichen Mitgefühl für die menschliche Verletzlichkeit. Seine Beschreibungen der Natur, der Landschaft, des Wassers, der Gerüche und Farben sind von einer großen Magie und überwältigenden Schönheit.

C.H. Beck Sonderausgabe, 488 S., gebunden EUR 19,95

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Cox oder Der Lauf der Zeit

 

Roman von Christoph Ransmayr


Es gibt keine "großen" Stoffe mehr in der Gegenwartsliteratur wird immer bemängelt. Da ist er jetzt: Ein Roman über das Phänomen Zeit und Zeitmesser. Er spielt in China Mitte des 18. Jahrhunderts am chinesischen Kaiserhof. Eine farbenprächtige Erzählung über einen maßlosen Kaiser und einen englischen Uhrmacher, über die Vergänglichkeit und das Geheimnis, dass nur das Erzählen über die Zeit triumphieren kann.

Der mächtigste Mann der Welt, Qiánlóng, Kaiser von China, lädt den englischen Automatenbauer und Uhrmacher Alister Cox an seinen Hof. Der Meister aus London soll in der Verbotenen Stadt Uhren bauen, an denen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Zeiten des Glücks, der Kindheit, der Liebe, auch von Krankheit und Sterben abzulesen sind. Schließlich verlangt Qiánlóng, der gemäß einem seiner zahllosen Titel auch alleiniger Herr über die Zeit ist, eine Uhr zur Messung der Ewigkeit. Cox weiß, dass er diesen ungeheuerlichen Auftrag nicht erfüllen kann, aber verweigert er sich dem Willen des Gottkaisers, droht ihm der Tod. Also macht er sich an die Arbeit.
Ein phantastischer Roman über die Fragen von Zeit, Vergänglichkeit und die Unsterblichkeit.


S. FISCHER Hardcover 304 S., geb., EUR 22,00

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Anton hat kein Glück


von Lars Vasa Johansson

Ein Buch für Fans von "Jonas Jonassons Hundertjährigem der aus dem Fenster stieg..." und die mal wieder etwas Neues in dieser Richtung lesen wollen.

Holla, die Waldfee. Skurriler Roman über seltsame Begegnungen im Wald und "echte" Magie.

Ein Anruf seiner Eltern und eine E-Mail vom Elektrodiscounter sind die einzigen Glückwünsche, die Anton zu seinem 45. Geburtstag erhält. Aber der grummelige Berufszauberer mag Menschen sowieso nicht besonders. Seit Jahren tingelt er mäßig erfolgreich mit seinen Auftritten von Altersheim zu Einkaufszentrum. An und für sich würde ihn all das gar nicht stören. Wäre da nicht sein Erzfeind Sebastian, der mit seiner spektakulären Zaubershow in ganz Schweden Erfolge feiert. Ausgerechnet mit Charlotta an seiner Seite, Antons Ex-Freundin.
Früher waren Anton und Sebastian befreundet und haben gemeinsam gezaubert.

Es liegt auf der Hand: Für Anton läuft es nicht gut. Im Grunde läuft es überhaupt nicht. Aber niemand ist besser darin als er, sich das Leben schönzureden. Bis er sich eines Nachts im Wald verirrt und ein seltsames Mädchen trifft. Danach scheint Anton plötzlich vom Pech verfolgt zu werden.

Als ernsthafter Zauberer glaubt Anton natürlich nicht an Magie. Doch die Aneinanderreihung von Unglücksfällen und sonderbaren Eeignissen können doch nicht alle zufällig sein oder? Langsam dämmert Anton, dass er etwas an seinem Leben ändern muss…

Wunderlich, 416 S., gebunden, EUR 19,95

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Nussschale


von Ian McEwan

Ich weiß, der Anfangssatz des Romanes "Die Nussschale" wurde schon in einigen Rezensionen der Feuilltons zitiert. Doch er ist so gut, dass auch ich ihn zitieren möchte: "So, hier bin ich, kopfüber in einer Frau. Ich warte."

Ja, die Geschichte wird erzählt aus der Perspektive eines Nichtgeborenen aus dem Leib seiner Mutter heraus.

Eine klassische Konstellation: der Vater, die Mutter und der Liebhaber. Und das Kind, vor dessen Augen sich das Drama entfaltet. Aber so, wie Ian McEwan sie erzählt, hat man diese elementare Geschichte noch nie gehört. Verblüffend, verstörend, fesselnd, philosophisch – eine literarische Tour de force von einem der größten Erzähler englischer Sprache.

Trudy betrügt ihren Ehemann. Sie wohnt nach wie vor in seinem Haus – einem heruntergekommenen Einfamilienhaus in London, aber ohne ihren Gatten, den Dichter und Verleger John. Stattdessen geht dort sein Bruder ein und aus, der zutiefst banale Bauunternehmer Claude, der vor allem an dem Haus interessiert ist, das ein Vermögen wert ist. Das ist auch der Hintergrund für einen perfiden Plan. Doch die Intrige von Trudy und Claude hat einen Zeugen: das wissbegierige, knapp neun Monate alte, ungeborene Kind in Trudys Bauch.

Von List und Leidenschaft, Verrat und Mord – ein atemberaubendes Drama, erzählt aus einer der ungewöhnlichsten Perspektiven der zeitgenössischen Literatur.

Macht riesigen Spass zu lesen! Wieder mal ein McEwan wie man ihn aus seiner Anfangszeit kennt! (Zementgarten)

Diogenes 288 S., Hardcover Leinen EUR 22.--

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Brüder für immer

 

von Rindert Kromhout

Man kann nicht so richtig beschreiben wo der Reiz des Buches herkommt. Es ist wohl die Kombination aus interessanten Charakteren, eines spannenden Milieus und des wechselnden der Geschehnisse angepassten Erzählweise. Federleicht und glückdurchströmt, doch je schwieriger und schmerzhafter die Lebenssituationen werden, desto lakonischer wird der Ton. Beispielhaft dieser Dialog: „Wenn ich vor dir sterbe“, sagte ich, „werde ich ein Buch über dich schreiben.“ „Wenn ich vor dir sterbe“, sagte Julian, „dann habe ich keinen Bruder mehr.“ Das ist ein Kunststück. Mehr noch, es gibt diesem Buch einen ganz eigenen Sound, eine sehr eigene Energie, der man sich nur schwer entziehen kann.

Quentins Buch hält der Leser in den Händen. Er schreibt über die Kindheit mit seinem Bruder Julian, bis dieser in den Spanischen Bürgerkrieg zieht. Vom englischen Landleben der zwanziger und dreißiger Jahre, den Künstlern, die in ihrem Haus ein und aus gehen und von einem schrecklichen Geheimnis, das ans Licht kommt und alles verändert.

"Brüder für Immer" beruht auf wahren Begebenheiten und realen Personen. Quentin, Julian und ihre kleine Schwester Angelica waren die Kinder der Malerin Vanessa Bell. Vanessa und ihre Schwester Virginia Woolf waren zentrale Figuren der sogenannten Bloomsbury Group, einer bunten Gemeinschaft von Künstlern, die Anfang des vorigen Jahrhunderts in England wohnten und wirkten.

Rindert Kromhout hat für diese ebenso einfache wie komplexe Geschichte einen behutsamen Ton gefunden: Sensibel und klar erzählt er von dem Zusammenleben dieser ungewöhnlichen Patchwork-Familie.


Mixtvision, 256 S., broschiert EUR 14,90

Tipps der letzten Monate immer noch wärmstens empfohlen:

Beschreibungen untenstehender Neuerscheinungen

s. Frhj./Sommer 16 Romane

 

 

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