Unterhaltungsromane
Die Sehnsucht des Vorlesers
1. nicht vom Cover beeindrucken lassen 2. nicht vom Klappentext in eine falsche Richtung leiten lassen. Das Buch ist weder kitschig, nicht romantisch, oder magisch, oder... Im Gegenteil. Es sind vor allem am Anfang die Schilderungen vom Wesen der Schreddermaschine. Bedient wird diese von Guylain Vignolles. Die Maschine die er bedient, ist ein Monster mit riesigen Zähnen die alles zermalmt was ihr in die Nähe kommt. Auch Ratten und die Beine des früheren Kollegen. Es ist, soviel wird auch im Klappentext verraten, eine Papierverwertungsmaschine. Sein Triumph über die Maschine besteht darin, dass er ihr Abends die Seiten die "überlebt" haben entreißt. Es ist sein ganz persönlicher Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Literatur. Jeden Morgen im Regionalzug um 6 Uhr 27 liest er dann laut die geretten Seiten vor, völlig zusammenhanglos, doch die Menschen lieben es. Er findet dann eines Tages im Zug einen USB-Stick, auf dem das Tagebuch einer jungen Frau gespeichert ist. Er liest jetzt dieses vor, und ist fasziniert. Die Erzählerin hat die charmante Art und liebenswürdige Hinterhältigkeit der Amelie in "Die fabelhafte Welt der Amelie" und Guylain will sich unbedingt bei ihr für die von ihr beschriebenen kuriosen Begebenheiten im Leben einer Klofrau revanchieren. Doch es ist nicht dieser Plot der das Buch auszeichnet. Es sind die vielen skurrilen und liebenswürdigen Begegnungen mit den Menschen im Buch. Da ist der Wachmann in der Fabrik, Yvon, der sich der französischen Verskunst verschrieben hat. Am liebsten trägt er Verse von Cyrano de Bergerac vor. Und da ist der ehemalige Kollege, der in der Maschine seine Beine verloren hat. Er lebt dafür, alle Exemplare der Bücher zu bekommen, die aus den recycelten Resten des Papiers stammen die damals zusammen mit seinen Beinen zerschreddert wurden um so, ja makaber, seine Beine Stück für Stück wieder zurückzubekommen. Dann gibt es da noch die Damen aus dem Altersheim und ihre Mitbewohner und MItbewohnerinnen, denen Guylain vorliest... Das alles wurde zudem in ein schön hergestelltes Buch verpackt und erreicht so vielleicht auch die Menschen, die sonst eher nicht zu diesem Buch greifen würden. Und die anderen dürfen sich darüber freuen auch mal eine skurrile Geschichte mit soviel Aufwand gedruckt in der Hand halten zu dürfen. Und trotz der Fülle der Ereignise kommt der Erzähler mit 224 S. aus. Unglaublich! Mehr davon! dtv premium, 224 S., EUR 14,90 |
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Streichquartett
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Lügentanz
Alles beginnt an dem Morgen, als Michaela von ihrem Mann gesagt bekommt, er würde sich von ihr trennen. Nur Minuten später leugnet er, dass es dieses Gespräch überhaupt gab. Doch dafür hat sie scheinbar ein Telefonat zur fast selben Zeit das sie über den Unfall ihrer Tochter unterrichtet hatte vergessen. Alle in ihrer Umgebung scheinen sich gegen sie verschworen zu haben. Doch sie zweifelt selbst. Mehr und mehr rückt ihre Vergangenheit in den Vordergrund. Als Kind war sie in einen Autounfall verwickelt bei dem ihre Eltern starben. Hängt dies mit ihrer jetztigen Verwirrung zusammen? Und welche Rolle spielt ihre beste Freundin Bea mit der sie zusammen im Waisenhaus aufgewachsen ist. Sie schleicht sich in ihr Haus ein, während sie eine Auszeit von der Familie nimmt. Ein gut konstruierter, nie langweiliger Roman, der trotz Vorhersehbarkeit am Schluss noch für Überraschungen gut ist. Taschenbuch, Knaur, 464 S., TB, EUR 9,99 |
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Die Frau mit dem roten Schal
Der zweite Roman von ihm nach "Das Mädchen mit den blauen Augen", den ich von ihm gelesen habe, und ich kann auch diesen empfehlen. Auch dieses Mal ist es wieder ein Buch, das man nicht eindeutig einem Genre zuordnen kann. Unterhaltungsroman, psychologischer Roman, Krimi? Spannend und voller Überraschungen auf jeden Fall. Im Mittelpunkt steht diesesmal ein junger Mann: Jamal, ein ehrgezeiger Sportler trotz Handicap, der beim Joggen eine Frau an den Klippen viel zu nah am Abstand stehend, bemerkt. Er wirft ihr noch einen roten Schal zu um sie vor dem Absturz zu bewahren,, doch er kann diesen nicht verhindern. Die Frau springt oder stürzt in die Tiefe. Doch niemand glaubt ihm die Geschichte, denn es sind bereits zwei Frauen zu Tode gekommen, exakt nach dem gleichen Muster. Verzweifelt versucht Jamal zu beweisen, dass er nichts mit dem Tod der Frau zu tun hat, aber alles spricht gegen ihn. Und schon bald weiß er selbst nicht mehr, was wahr ist und wem er noch vertrauen kann. Der Leser bzw. die Leserin ist auf Jamals Seite, er ist der Erzähler und man weiß, dass Jamal unschuldig ist. Doch wie passt alles andere zusammen? Und wie kann Jamal aus dieser Sache herauskommen? Ein hochspannendes und emotionales Spiel zwischen Schein und Wirklichkeit. Rütten & Loening, Klappenbroschur, 368 S., EUR 14,99 |
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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten
„Wenn man die Chance hat, nichts zu tun, sollte man sie immer ergreifen.“ Ein Zitat von Buck. Buck sitzt am liebsten auf seinem Sofa, raucht eine Stange Lucky Strike am Tag und schaut Fox News. "Leidenschaft macht so viel Mühe", ist sein Credo. Bis ihm sein Kriegskamerad Jim auf dem Sterbebett beichtet, dass sein Peiniger, der Lageraufseher Heinrich Ziegler, damals in einem Mercedes voller Nazigold fliehen konnte und noch lebt. Jim bittet Buck, ihn zu rächen. Buck denkt gar nicht daran, er ist inzwischen 87, und seine letzte Heldentat liegt 40 Jahre zurück. doch die EReignisse überstürzen sich und schließlich bleibt ihm nichts anderes überig, als sich mit seinem Enkel Tequila auf den Weg zu machen. Eine verrückte Jagd beginnt. Mehrere Verfolger die auch von dem Nazigold erfahren haben, heften sich ihnen an die Fersen. Einer davon ist dann plötzlich tot. Alles andere hat den den Charakter eines "Bucks" Aufbau Verlag, Gebunden mit Schutzumschlag, 320 S., EUR 17,99 jetzt auch als TB für EUR 9,99 ebenfalls empfohlen: Der Alte, der die Rache liebte von Daniel Friedman
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Germany 2064
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Herrliche Zeiten
Roman einer Familie Die Krypschols dienen sich den Mächtigen an, sind Täter, werden aber auch Opfer der Ideologien und ihrer eigenen Machtspiele. Historische Fakten werden eng mit romanhaften Elementen verknüpft, manchmal etwas klischeehafte Handlung, vor allem im zweiten Teil des Romanes, der nach dem Krieg spielt. Trotzdem gut lesbar, interessante Charaktere, aktueller Bezug: Raubkunst. btb, Taschenbuch, Broschur, 528 S., EUR 11,99 Erscheinungstermin: 12. Oktober 2015 |
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Noch so eine Tatsache über die Welt
Agathe ist zweiundachtzig und verlässt das Haus nicht mehr. Karl ist siebenundachtzig und flieht aus dem Altersheim Millie ist ein Mädchen dem die Mutter abhanden gekommen ist. Von Verlust und Trauer erzählt Brooke Davis in diesem berührenden Roman – und zugleich von einem Abenteuer voll furiosem Witz: Wie drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aufbrechen, um Millies Mutter zu suchen, und dabei zurück ins Leben und die Liebe finden. Karl begegnet Millie im Kaufhaus, wohin er geflohen ist, weil er es im Altersheim nicht mehr aushält. Dort hat Millie ihre Mutter zum letzten Mal gesehen. Agathe wohnt in der selben Straße wie Millie und beobachtet wie das Kind traurig und alleine nach Hause kommt. Obwohl sie sich geschworen hat ihr Haus nicht mehr zu verlassen, kümmert sie sich so gut sie kann um das Mädchen. Es entsteht eine aus der Not geborene Allianz der zwei alten Menschen und dem Mädchen. Ziel: die Mutter finden. Gemeinsam ziehen sie los, und was als eine Zweckgemeinschaft beginnt, entwickelt sich zu einer von niemandem noch erwarteten oder erhofften engen Beziehung. Nicht kitschig! Antje Kunstmann, 280 S., EUR 19,95 |
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Liebten wir
Plötzlich sieht sie sich mit der Großmutter der Familie, Aino im Auto auf dem Weg nach Finnland. Eine Reise mit vielen Umwegen für die beiden grundverschiedenen Frauen. Als Mo in Helsinki Ainos geheime Lebensgeschichte entdeckt, ist sie selbst ein anderer Mensch. |
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All unsere Träume
Es gibt da Romily, die beste Freundin des Paares. Sie hat schon ein Kind, könnte sich aber vorstellen sich für Ben und Claire als Leihmutter zur Verfügung zu stellen. Eine verrückte Idee? Welche Konsequenzen und Komplikationen können sich dabei für die Dreierkonstellation ergeben? Alle nur denkbaren und die treten auch ein. Kein tiefgründiges Buch, trotzdem als Zwischendurchlektüre möglich, da die Charaktere durchweg glaubwürdig beschrieben sind, ihr Handeln nachvollziehbar ist und es trotz des ernsten Themas auch unterhaltende, mitunter komische Elemente enthält. |
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Eisige Schwester
Der Winter kommt und es wird ungemütlich auf der Insel. Nebel, schwere Stürme und die Abwesenheit ihres Mannes wühlen Sarah auf. Als ein besonders heftiger Sturm aufzieht sind Sarah und Kirstie komplett isoliert. Und Sarah wird das ungute Gefühl nicht mehr los. Was ist wirklich passiert damals? Welches ihrer Mädchen lebt und was ist an dem Tag des Unfalls wirklich passiert? Ein spannendes Buch das für Gänsehautgefühl sorgt. |
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Möchtegern
Nicht schon wieder ein Buch über den Buchbetrieb dachte ich. Doch diese Lektüre hat Unterhaltungswert. Das Cover ist nicht ideal gewählt. Denn die interessanteste Person im Buch, deren Leben und Gedanken auch viel Raum einnimmt, ist die in die Jahre gekommene Mimosa Mein, eine der Jurorinnen, und nicht, eine wie auf dem Cover abgebildete, junge Bewerberin für den literarischen Superstar. Doch das kommt auf den Standpunkt an. Denn ohne Frage sind auch unter den Kandidatinnen und Kandidaten durchaus interessante Charaktere zu finden, nicht nur in der Jury. Doch zum Inhalt: In der Schweiz startet man eine Sendung nach dem Motto "Der literarische Superstar". Alles ist der im Privatfernsehen laufenden Casting-Show nachempfunden. Eine bissige Jury, eine Handvoll zum Scheitern verurteilte kuriose Schriftsteller bzw. Menschen die meinen sie könnten schreiben, dazu zwei bis drei ernstzunehmende Kandidaten, von denen eine/einer, der schon vorher feststeht, den Preis gewinnt. (Buchvertrag statt Plattenvertrag) dtv, 464 S., EUR 9,95 |
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