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Paradies der Täter

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Das Paradies der Täter

 

von Jürgen Seidel

 

Argentinien in den 50er Jahren. Sammelbecken für Opfer und Täter. Hierhin flüchteten jüdische Emigranten im 2. Weltkrieg vor den Nazis. Und hierhin flüchteten nach dem Krieg Naziverbrechern um unterzutauchen. Die Kinder beider Gruppen treffen zusammen im "Colegio Friedrich", einer deutschen Schule in La Plata.

Im Mittelpunkt steht der Konflikt eines Jungen, Tom, dem 17-jährigen Sohn eines untergetauchten Nazis. Er lehnt seinen Vater ab, er hasst ihn, für das, was er im Dritten Reich verkörpert hat. Er, der Vater, steht immer noch voll hinter seinen Taten, ist nach wie vor Nazi, zeigt keine Einsicht, keine Reue. Tom oponiert gegen seinen Vater. Er reißt aus,  er läßt sich eine Häftlingsnummer auf den Arm tätowieren und freundet sich mit einem Straßenjungen an, um gegen den Rassissmus seins Vaters und seinesgleichen Zeichen zu setzen.

An der neuen Schule schlägt er sich auf die Seite der jüdischen Mitschüler und Mitschülerinnen, darunter das jüdische Mädchen Walli, in das er sich von Anfang an verliebt. Fatal: allen verschweigt er seinen Familienhintergrund und lässt sie im Glauben, einen der ihren zu sein. Denn nicht nur bei den Vätern, den Tätern , herrscht nach wie vor die alte Ideologie vor, auch deren Kinder und Mitschüler von Tom, genannt "die Weißen" fühlen sich den alten Idealen verpflichtet. 

Doch ganz so unbehelligt, wie man denkt, kann man auch unter dem Schutz von Perron in Argentinien nicht leben. Der israelische Geheimdienst Mossad ist den Tätern auf der Spur. Es kommt zu Erpressung, Kidnapping, Verfolgung und Tom muss beweisen, wie stark sein Gerechtigkeitssinn ist.

Geschichte aus einem seltenen Blickwinkel. 1945 war nicht alles vorbei! Während die Uneinsichtigkeit der Verbrecher, ja deren Weiterführung und Übertragung der Rassenlehre auf die in ihrem neuen Zufluchtsland lebenden Menschen als aus deren Sicht stimmig rüberkommt, ist der Haß und der Zorn von Tom auf seinen Vater und alle andern Mittäter von solch einer Wucht, wie es ein Vater-Sohn-Verhältnis eigentlich ausschließt. Dieser Aspekt und die mir zu nüchterne Sprache des Autors,  sind keine Ausschlußkriterien dafür, das Buch zu empfehlen, ich denke, dass politisch interessierte Jugendliche darin einen weiteren Aspekt, ein Puzzlestein zum Verständnis des Nationalsozialismus finden werden.

cgj, 397 S., gebunden EUR 16,99

weitere Jugendbücher des Autors zum Thema 3. Reich:
  • Die Unschuldigen
  • Blumen für den Führer 
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