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33 Cent um ein Leben

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33 Cent um ein Leben zu retten


von Louis Jensen

"Für 33 Cent kann man einem Kind Essen für einen ganzen Tag kaufen, für morgens, mittags und abends. Mit 33 Euro kann man ein unterernährtes Kind vorm Verhungern retten."
Der jugendliche Protagonist der dies liest, der Ich-Erzähler wird durch diese Fakten so aufgewühlt, dass er beschließt etwas gegen den Hunger der Kinder in Afrika zu unternehmen. Ich beschreibe dies bewußt so naiv, weil der Jugendliche, meiner Meinung nach völlig unreflektiert, die Sache auch so naiv angeht. Er beschließt nur noch jeden zweiten Tag zur Schule zu gehen, die übrige Zeit zu arbeiten und dieses Geld, zusammen  mit dem was er durch Stehlen und Verhökern gestohlener Ware "verdient", nach Afrika zu schicken um das Unrecht abzumildern. Er zieht dazu den Vergleich mit Robin Hood heran. "Den Reichen nehmen, den Armen geben". dabei ist ihm schnell klar, wer die Armen sind, aber wer ist der böse Sheriiff?

In Gesprächen mit Lehrern, dem Schulpsychologen, dem Pfarrer und seinem Vater, von Beruf Richter, wirbt er um Verständnis, sucht Antworten auf seine Fragen. Zum Beispiel, lt sich die Frage, ob Diebstahl immer Diebstahl bleibt, auch wenn er einem guten Zweck dient, sprich Menschenleben rettet, er  thematisiert zivilen Ungehorsam, den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit, sozialer Ungleichheit, hinterfragt die christliche Morallehre, die Verteilungsgerechtigkeit zwischen 1. und 3. Welt...

Der Text thematisiert, aber mehr nicht, vielleicht wäre noch besser formuliert, tippt an. Denn der Text bleibt ein Fragment, Motive beiben schwammig, Charakteren weitgehenst blaß und unausgebildet. Alles erinnert eher an ein Spiel, als an ein ersthaftes Tun. Als der Ich-Erzähler zusammen mit seiner Freundin in einem gestohlenen Kühlwagen voller Lebensmittel nach Afrika aufbricht um den Kindern direkt die benötigten Lebensmittel zu bringen, treibt es der Autor mit der Naivität seines Protagonisten auf die Spitze. Klar, das endet nicht gut!

Egal ob einem der Sprach- und Erzählstil des Autors gefällt: Form, Stil und Inhalt werden viele Fragen und Kontroversen auslösen, und das ist entscheidend. Ich freue mich über jedes Buch, dass es schafft, nachhaltig - auch wenn dieses Wort zur Zeit überstrapaziert wird, verwende ich es hier - wirkt.

Das Buch selbst wird oft mit "Nichts" von Janne Teller verglichen. Es gibt Parallelen, beide Autoren rütteln auf, beschäftigen sich mit sensiblen Fragen und beide Autoren stammen aus Dänemark. Auch sind sie beide im skandinavischen Raum sehr bekannt und haben schon zahlreiche Preise für ihre Werke erhalten. Trotzdem ist Jane Tellers schriftstellerisches Schaffen sehr viel enger mit Politik- Gesellschafts- und Sozialkritik durchzogen - s. auch den Titel: "Stell Dir vor es ist Krieg und er ist hier" was wohl mit ihren beruflichen Wurzeln  zusammenhängt. Sie ist Makroökonomin und war als Beraterin für die EU und die UNO in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt tätig.
Fazit: Lesen! Aber noch wichtiger Janne Teller lesen!
Hanser Verlag, Klappenbroschur, 154 S., EUR 12,90

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