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ab 13,14 Jahren

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Frankly in Love


von David Yoon

Von den vielen amerikanischen High-School-Love-Storys die auch den deutschen Buchmarkt üerschwemmen und ja, auch hier gerne gelesen werden, wähle ich für mein Sortiment immer mal wieder den einen oder anderen Titel aus, der lesenswert ist. Kriterium ist dabei eine gute Hintergrundstory und auch eine gute Sprache bzw. Übersetzung.

Das Buch "Frankly in Love" hat mir deshalb gefallen, weil es eine Einwanderergruppe in den USA zum Thema hat, die sonst nicht im Fokus zumindest der Jugendliteratur, steht: die verschworene, in sich geschlossene Gruppe der Koreaner in den USA, hier in Kalifornien. Wenn es nach der 1. Einwanderergeneration geht, bleibt dies für immer und ewig zementiert, doch ihre Kinder sind in den USA geboren, und sie sind Teil dieser multikulturellen Gesellschaft, mi Korea und den koreanischen Traditionen verbindet sie wenig, so wenig wie die Eltern mit den Traditionen von Nicht-Koreanern. Das führt zwangsläufig zu Konflikten.

Mit diesen Konflikten müssen die Jugendlichen auch in diesem Buch zurechtkommen. Hin- und hergerissen zwischen eigenen Gefühlen und den Erwartungen ihrer Eltern, der Verpflichtung deren Traditionen zu wahren.

Inhalt:

Als Sohn koreanischer Einwanderer in Kalifornien lebt Frank Li zwischen zwei Welten. Obwohl er fast kein Koreanisch spricht, respektiert er seine Eltern, die jeden Tag in ihrem Laden stehen, und die ihm alles ermöglicht haben. Doch die koreanische Gemeinde und somit auch Franks Eltern bleiben unter sich, geheiratet wird nur untereinander. Und konkret: Frank darf nur ein koreanisches Mädchen daten. Als Frank sich in Brit verliebt, ein weißes Mädchen, schließt er mit seiner Kindheitsfreundin Joy, auch Kind einer traditionellen koreanischen Familie, einen Pakt: Sie werden ein offizielles Paar, während sie heimlich ihren Freund und er seine Freundin trifft. Doch als die Familie Frank braucht kommt alles ins Wanken und es steht die Frage im Raum: Was ist eigentlich das Wichtigste im Leben, was zählt?

Ein gelungener Liebesroman im Spannungsfeld zwischen familiären Verpflichtungen und eigenen Bedürfnissen.

Hinzu kommt, dass das Buch ein Eycatch-Cover hat, Prägedruck mit 3D-Effekt und farbigem Buchschnitt, damit werden Jugendliche auch optisch angesprochen.

cbj, gebunden, 496 S., Hardcover, EUR 19.--

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Bus 57


von Dashka Slater

Roman nach einer wahren Begebenheit!

Er hat die Ausgrenzung und Verfolgung von (jungen) Menschen zum Thema die gendeerqueer sind, die weder männlich noch weiblich sind, sich nicht im binären Genderkategorien-System finden.

Das Buch ist aus zwei Blickwinkeln geschrieben: aus der Sicht von Sasha, die offen ihr Geschlecht lebt und viel Zuspruch erlebt und auch viel für andere A-Gender-Menschen durchsetzt. Sie lebt offen, dies wird begünstigt durch den Kokon, in dem sie lebt. In einer aufgeklärten, liberalen für alle offene Wohn- und Schullandschaft, zur Familie und Freunden zählen Menschen aus der LBGTQ-Community ganz selbstverständlich.

Richard dagegen,ist Afroamerikaner, stammt aus einem bildungsfernen Umfeld, seine Freunde und er stehen auf Kriegsfuss mit Eigentumsrechten und der Polizei, für die schwarze männliche Jugendliche sowieso potentielle Täter sind, der Grad zwischen Spass, Übermut und Kleinkriminalistät ist fließend.

Vor diesem Hintergrund muss man die Geschehnisse, ohne sie zu beschönigen, betrachten.

Beide Jugendliche haben eigentliche keine Berührungspunkte, sie leben in ganz verschiedenen sozialen Räumen, ihr einziger Berührungspunkt ist, dass beide am selben Tag, zur selben Zeit in dem selben Bus, dem Bus 57, der dem Roman den Titel gibt, saßen.

Richard zusammen mit seinen Kumpeln, Sasha schlafend und wie immer mit Rock und Hose bekleidet, ihr Wohlfühloutfit und persönliches Statement. Was als Albernheit beginnt und durch Gruppendruck bestärkt wird, hat fatale Konsequenzen. Richard hält der schlafenden Sasha ein Feuerzeug an den Rock, dieser brennt sofort lichterloh und fügt Sasha schlimme Verbrennung zu. Soweit die Fakten.

Es folgt eine spannende Auseinandersetzung aus unterschiedlichen Blickwinkeln über Motiv, Hintergrund, Bewusstsein, Verantwortung, Jugendstrafrecht, Schuld und Auseinandersetzung mit dieser.

Zum konkreten Fall:

Im Februar 2015 erschien im New York Times Magazine unter der Überschrift "The Fire on the 57 Bus" ein längerer Artikel der Journalistin Dashka Slater über einen Vorfall, der sich eineinhalb Jahre zuvor in Oakland ereignet hatte. Ein afroafrikanischer Jugendlicher setzt die Kleidung eines gleichaltrigen Teenagers in Brand, dier genderqueer ist. Sashas und Richards Schicksal ließ Dashka Slater nicht mehr los sodass aus dem Artikel dieses Buch enstanden ist. Sie erzählt darin von Sashas ungewöhnlicher fantasievoller Kindheit, dem Coming-out, dem Kampf um Sensibilität für die Belange von genderqueeren Menschen. Genauso sorgfältig arbeitet sie Richards Geschichte auf, läßt Leser*innen an dessen Leben und Vorgeschichte teilhaben und wirft einen Blick auf ein Justizsystem, das afroamerikanische Jugendliche anders zu behandeln scheint als weiße.
Noch zur Sprache. Es ist schon gewöhnungsbedürftig, aber konsequent, die Passagen zu lesen, in denen geschlechterneutrale Bezeichnungen wie sie für genderqueere Menschen richtig sind verwendet werden. Personalpronom ist: "Sier", Posessivpronom ist: "siere", ...da stolpert man beim Lesen am Anfang schon.

Wichtiges Thema. Sehr empfohlen! Wäre tolle Diskussionsgrundlage für den Schulunterricht!

Loewe Verlag, 391 S., EUR 18,95

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Die Tribute von Panem X


von Suzanne Collins

Das Lied von Vogel und Schlange

Das große Geheimnis um den neuen Band wird erst zum weltweiten Erstverkaufstag gelüftet. Jetzt ist es so weit! Meine Meinung: Absolut lesenswert!

Ein Fest für alle (jungen) Erwachsenev, vor allem die, die die Trilogie "Die Tribute von Panem" nicht kennen, und mit diesem Band starten dürfen. Da kommt bei mir fast Neid auf, denn wenn man die Trilogie schon kennt, weiß man natürlich wie das "Prequel" endet. Für alle, die noch ohne Vorkenntnisse an die Geschichte herangehen können, bitte nicht weiterlesen! Spoileralarm.

Für alle anderen:
Zur Erinnerung: Die Roman-Trilogie "Die Tribute von Panem" (engl. Hunger Games) spielt in der Zukunft – im Gebiet der heutigen USA. Nordamerika ist zerstört, Naturkatastrophen haben gewütet, das Land ist zu zu großen Teilen Wüste, es herrscht Wasser- und Nahrungsmangel, ein Krieg hat viele Menschenleben gefordert, das Land in den Ruin getrieben. Nach dem großen Krieg, der nicht näher beschrieben wird, wird das Land in 13 Distrikte aufgeteilt und in Panem umbenannt. Distrikt 13 wird als Bestrafungsaktion für Rebellenübergriffe mit Atomwaffen in einen unbewohnbaren Zustand versetzt, das ist auch weiterhin der Ort der Aufständischen. In der weiteren Handlung ist es auch der Distrikt 13 in dem sich die Aufständischen wieder sammeln. Als ein Mittel der Repression, Disziplinierung und Unterdrückung werden auch jedes Jahr die sogenannten Hungerspiele durchgeführt. Ein Mädchen und ein Junge aus jedem Distrikt werden ausgelost, sie müssen sich in der Arena bekämpfen, so lange bis nur noch ein Tribut lebt. Wobei die Ausgangsbedingungen schon ungerecht sind, da Tribute aus reichen Bezirken (Distrikt 1,2) über eine wesentlich bessere Gesundheit, Training und Unterstützung verfügen. Das ganze ist ein Medienspektakel, das in alle Distrikte übertragen wird. Es besteht die Pflicht den Spielen zuzuschauen. In den ersten beiden Bänden ist es Katniss, die die Hauptrolle spielt.

Im Prequel ist die Situation in Panem noch etwas anders. Alle Distrikte, auch das Kapitol selbst, leiden noch unter den Katastrophen. Es gibt noch keine priviligierten Distrikte. Viele der früher wohlhabenden Familien, wie z.B. die Familie Snow, hat den Krieg mit großen Verlusten bezahlt. Die Spiele selbst werden noch sehr archaisch ausgetragen. Die Tribute sind im Zoo im Affenkäfig untergebracht, sie müssen sich gegen Ratten wehren und kommen schon durch Hunger und Krankheiten geschwächt und dezimiert in die Arena. Die Arena selbst ist auch nicht mit den technischen Finessen ausgestattet, die man von späteren Hungerspielen kennt. Allein die Drohnen, die Verpflegung bringen, existieren, sie haben in diesen Spielen ihren ersten Einsatz. Das Medienspektakel und die Sensationslust der Menschen aus den priviligierten Kreisen die Spiele zu verfolgen ist noch kein Thema. Die Mentoren sind Absolventen des letzten Jahrgangs einer höheren Schule, sie sollen damit für ihr weiteres Erwachsenenleben gestählt werden, unter ihnen sind auch Coriolanus Snow und Sejanus Plinth.

Zu den Helden: die Helden sind diesmal die Mentoren Coriolanus Snow und sein im Laufe der Ereignisse zum Freund werdende Sejanus Plinth. Der Fokus richtet sich noch mehr als bei den schon erschienen Bänden auf den Irrsinns der Hungerspiele, des Tötens Unschuldiger auf Anordnung, Kinder aus den Distrikten, um die Menschen dort zu brechen, ihnen ihre Ohnmacht vor Augen zu führen. Coriolanus handelt vor allem aus Eigennutz: seine Familie ist arm, er bzw. sein Tribut muss gewinnen damit er ein Stipendium für die Universität bekommt. Coriolanus ist weitestgehend loyal, unterstützt die Spiele, auch wenn er aus humanitären Gründen das eine oder andere moniert und Kritik an einzelnen Personen, nicht aber am System übt. Sejanus ist sensibler, zum Leidwesen seines Vaters, und kritischer. Er wollte kein Mentor werden, doch seine Familie, bzw. sein Vater, kämpft um Anerkennung und Aufnahme in die hohen Kreise der Gesellschaft. Die Plinths kommen ursprünglich aus dem Distrikt 2 sind Kriegsgewinnler, wollen ihrem Sohn eine gute Zukunft erkaufen.

Weibliche Heldin ist Lucy. Tribut aus Bezirk 12, die Coriolanus zugeteilt wird. Beide verbindet der Wille zum Sieg. Für Lucy geht es ums nackte Überleben, für Coriolanus in erster Linie um seine Karriere. Die Gefühle für Lucy sind schüchterne Annäherungsversuche eines Teenagers, Gefühle als Folge von Selbsttäuschung und Schuldgefühlen. Bei Lucy auch eher situationsbedingte Anziehung. Den Höhepunkt erfährt die Geschichte, als beide Freunde für kurze Zeit in die Position ihrer Tribute versetzt werden, sie landen in der Arena, der eine aus Verzweiflung, der andere um ihn zu retten. Dr. Gaul, die wissenschaftliche, sadistische Leiterin der Spiele, formuliert das, was die Freunde in ihrem Denken und Handeln lenken wird: "Was passiert in der Arena? Das ist der Mensch, aufs Wesentliche reduziert. Die Tribute, aber auch Sie. Wie flüchtig die Zivilisation doch ist. All ihre guten Manieren, Erziehung, familiärer Hintergrund, alles, worauf Sie stolz sind - im Bruchteil einer Sekunde fortgewischt, und übrig bleibt nur, was Sie eigentlich sind. Ein Junge mit einem Stück Holz, der einen anderen Jungen totschlägt. So ist der Mensch in seinem Naturzustand." um im weiteren über Herrschaft, Gesetz, Chaos, Rebellion und Gesellschaftsvertrag zu referieren.(S. 288ff). Welche Art von Übereinkunft ist nötig, wenn wir in Frieden leben wollen? Wie muss der Gesellschaftsvertrag beschaffen sein, damit wir überleben?"... Diskussionsstoff genug. Allein für diese Gedankenanstösse, die sich durchs ganze Buch ziehen und exemplarisch die beiden jungen Freunde immer wieder an ihre Grenzen bringen, bin ich dankbar und deshalb auch dicke Empfehlung für alle (jungen) Erwachsenen. Mir war es dann irgendwann zu dick aufgetragen, aber ich bin auch nicht Zielgruppe. Dankenswerterweise ein Roman den alle Geschlechter gleichermaßen in den Bann ziehen dürfte.

Richtig gut auch das Ende der Freundschaften.

Oetinger Verlag, 592 S., gebunden EUR 26.--

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WIR sind die Wahrheit


von Andreas Götz

Schon längere Zeit habe ich nichts mehr von Andreas Götz gelesen, dabei sind seine Jugendthriller "Hörst Du den Tod" und "Stirb leise mein Engel" sind draamaturgisch genial. Seine Spezialität sind die unerwarteten Wendungen, das geht soweit, dass man noch mal zurückzublättert, ob man nicht irgendetwas überlesen hat. Danach kam dann das Buch "Denn morgen sind wir tot", das auch viel versprach, aber nicht annähernd an die beiden anderen Titel heranreichte.
Jetzt dieser Titel, der auch die Thrillerqualitäten hat, die ich von Andreas Götz kenne.Diesesmal plus Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema: Verführung von rechts. Einfache Antworten auf schwierige gesellschaftliche Fragen: Demokratie, Rechtsruck, Populismus.

Inhalt:
Die Geschichte wird aus der Sicht von Leah erzählt. Ihr Bruder liegt nach einem tätlichen Angriff mit schweren Verletzungen im Koma im Krankenhaus. Im Netz taucht ein Video auf, dass zeigt, wie Bewohner der Asylunterkunft im Ort Noah angreifen. Was dies auslöst, auch bei Leah, die, wie ihr Bruder auch, den Geflüchteten immer geholfen haben, dürfte klar sein. Doch es wäre zu einfach und kein Buch wert, wäre das alles. Und Leah ist sich auch nicht mehr sicher, wo ihr Bruder wirklich stand. Für Verunsicherung sorgt der Kontakt zu scheinbar früheren Freunden von Noah, die einen angeblich nur "Debattierklub" den "Advocatus Diaboli" abbgekürzt AD gegründet haben und deren schlauester Kopf der charismatische Alexander ist. Leah ist zugleich angewidert hinsichtlich der Ansichten und der Statuten der AD und angezogen, da zwischen ihr und Alexander eine sehr große Anziehungskraft besteht. Aber darf sie jemanden lieben, der dieses Gedankengut teilt. Und wie passen die verschiedenen Bilder die Leah von ihrem Bruder hat zusammen? Was ist wahr, was ist Propaganda, was sind Fake-Nachrichten, was ist wirklich passiert?

Gut konstruiert, die Motive und Hintergründe beider Seiten gut herausgearbeitet und entlarvend und absolut nachvollziehbar. Auch die Liebesgeschichte passt gut zum Ganzen. Ich kann das Buch nicht genug loben. Bitte lesen, v.a. in Schulen...weitergeben und diskutieren!

Dressler Verlag, 288 S., gebunden EUR 17.--

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weitere Neuerscheinung zu diesem Thema: wnr737341943.jpg

Sein Reich
von  Martin Schäuble
Ein Sommer unter Reichsbürgern. Juri will dem Frust zuhause entfliehen und fährt kurzerhand in den Sommerferien in das Dorf zu seinem Vater, den er bisher kaum kannte. Der vertritt zwar einige sonderbare Verschwörungstheorien, aber er führt mit seinen Freunden ein auf den ersten Blick spannendes Outdoor-Survival-Leben. Fischer Jugendbuch, 240 S., gebunden EUR 14.--

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